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Kriegsdenkmal des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 mit davorliegendem Gräberfeld © CPallaske, wikimedia commons

Das Franzosengrabmal 1870/71 auf dem Kölner Friedhof Melaten

November 2021

Der preußischen Festungsstadt Köln kam im Deutsch-Französischen-Krieg 1870/71 eine besondere Rolle als Logistik- und Verteilzentrum zu und war als Heimatfront von Beginn des Konfliktes an stark von den Auswirkungen und Folgen betroffen. Erstmals in einem europäischen Krieg ergab sich das Problem, dass große Massen an Kriegsgefangenen untergebracht und versorgt werden mussten. Der bis dahin übliche Austausch von Gefangenen war nicht möglich, da die freigelassenen Soldaten ansonsten erneut an der Front gekämpft hätten. Bis Mitte Februar 1871 gelangten 383.841 Franzosen – darunter 11.860 Offiziere – als „Sicherheitsgefangene“ in deutsche Gefangenschaft. Die Soldaten wurden mit der Eisenbahn und auf Schiffen in über 200 Orte in alle deutschen Staaten transportiert und in Festungen, Kasernen oder in Baracken- und Zeltlagern interniert.

Auf Anordnung des Kriegsministeriums sollte Köln zunächst 16.500 Gefangene aufnehmen und als Versorgungs- und Verteilzentrum (Etappenstation zwischen Front und Heimat) den Weitertransport weiterer Franzosen und der vielen verletzten deutschen und französischen Soldaten organisieren. Da weder das Kölner Festungsgouvernement noch die Städte Köln und Deutz auf diese Massen von Menschen vorbereitet waren, quartierte man die ab dem 10. August 1870 eintreffenden Gefangenen in die Deutzer Kürassierkaserne, Gebäude und Stallungen der Deutzer Umwallung sowie in die drei, bis Winter 1870 aus dem Boden gestampften Zelt- und Barackenlager ein. Dies waren das Zeltlager Deutzer Feld (nördlich des Deutzer Bahnhofs), die Barackenstadt am Gremberg (im Bereich der TH Deutz) und auf der Wahner Heide. Durchschnittlich über 16.000 und maximal bis zu 19.000 Soldaten lebten in den Kölner Lagern und zwischen 400-450 Offiziere in den Privatquartieren in Köln und Deutz. Die vielen an Cholera, Typhus und Pocken erkrankten Franzosen kamen ins Kölner Militärlazarett, später ins Marienhospital, in Lazarette in Deutz, Kalk und Mülheim, in die Hilfslazarette in den Vergnügungspavillons vor den Toren der Stadt, in Schulen oder in das mehrfach erweiterte Zeltlazarett am Türmchen.

Nach neusten Schätzungen starben insgesamt bis zu 18.000 Franzosen in deutscher Gefangenschaft an ihren Kriegsverletzungen und an den Folgen von Seuchen. In Köln wurden über 6000 der hier inhaftierten Franzosen medizinisch behandelt, von denen 560 starben. Da Köln bzw. Deutz keinen Garnisonsfriedhof besaß, wurden 515 verstorbene Franzosen nachweislich ab dem 22. August 1870 auf einem Feld auf dem Friedhof Melaten mit militärischen Ehren beigesetzt. Wenige Tote setzte man auf den Friedhöfen in Mülheim (kathol.), Deutz, Wahn und dem Militärfriedhof im Lager Wahn bei.

Seit 1872 ließ die von Père Jules Joseph gegründete Societé L´oeuvre des tombes (Komitee zur Errichtung von Denkmälern zum Gedächtnis der in der Gefangenschaft verstorbenen französischen Soldaten) im Auftrag des französischen Staates, in allen deutschen Orten mit Gräbern verstorbener Franzosen Grabdenkmäler mit fast identischen Inschriften aufstellen. Kontaktperson zu den deutschen Behörden war der aus dem Elsass stammende Spiritanerpater Wilhelm Valentin Bigot im Kloster Marienthal im Westerwald. Anders war es in Köln, wo der Divisionspfarrer Theodor Lünnemann im März 1872 Bürgermeister Alexander Bachem das Anliegen vortrug. Entgegen der ursprünglichen Planung ein in Frankreich gefertigtes gusseisernes Kreuz auf einem Steinsockel aufzustellen – die Hintergründe sind noch unbekannt –, kam es am 31. Mai 1872 zur Aufstellung des markanten Sandsteinkreuzes im Stil der Renaissance und des Historismus. Der Kölner Architekt Carl Eduard Kühn (1846–1879), von 1868–73 an der Dombauhütte tätig, zeichnete für den Entwurf verantwortlich. Die Arbeit selbst führte der Kölner Steinmetz Johann Baptist Bergner aus.

Auf einem sehr hohen gestuften Sockelbereich mit Basaltbodenplatte erhebt sich der aufwendig gearbeitete Mittelblock mit einer gestuften Schildplatte mit der Inschrift: „A la Mémoire des soldats francaise décédés en 1870-71. R.J.P.“. (Zur Gedenken an die französischen Soldaten, die 1870-71 starben. R.I.P. steht für das lateinische „requiescat in pacem“ – Ruhet in Frieden). Flankiert wird die Inschriftplatte von zwei mit Insignien des Soldatentums detailliert gestalteten Pilastern mit korinthischen Abschlusskapitellen. Auf der waagerechten Leiste unterhalb der vorkragenden Abdeckhaube verweist die Inschrift „Erigé par leurs compatriots“ darauf, dass das Grabmal von ihren Landsleuten bzw. Kameraden errichtet wurde. Der abgerundete Körper über der Abdeckhaube ist mit (halb)kreisförmigen Ornamenten und einer zentralen Muschel mit stilisiertem Akanthusblatt gestaltet und geht in ein etwas gedrungenes lateinisches Kreuz mit Basis über.

Der teilweise abbröselnde Sandstein der vertieften Innenflächen der Kreuzarme bedürfte einer Sanierung. Während die beiden genannten Inschriften in rot nachgezeichnet und gut lesbar sind, ist die ungefärbte Basisinschrift mit dem latein. Hebräerspruch „Et nunc meliorem patriam appetunt Heb. 11,16“ (Und nun streben sie nach einem besseren Vaterland, dem himmlischen) durch die beginnende Verwitterung des Steines genauso schlecht lesbar wie die Signatur des Steinmetzens „Bergner“ am Boden unten rechts. Aufgrund der hohen Anzahl an hier beigesetzten Toten erinnern keine Namensinschriften, wie etwa in Mainz oder Mannheim, an die einzelnen Soldaten.

Vor dem Grabkreuz liegt der einzig verbliebene Einzelgrabstein: die Grabplatte des in seinem Privat-quartier an Typhus verstorbenen Leutnant des 1. Zuaven-regiments, Donat Francius Mazugan aus Lyon, 28 Jahre. Er wurde am 12. 10.1870 mit allen soldatischen Ehren hier beigesetzt, so die Kölnische Zeitung.

Der Arbeitskreis stellt das Grabdenkmal zur Erinnerung an das Jahresgedächtnis des Deutsch-Französischen-Krieges im traditionellen Totengedenkmonat November der Öffentlichkeit vor und möchte auf seine interessante Geschichte hinweisen.

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Bankkaufmann, Dipl.-Betriebswirt, Dipl.-Volkswirt

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