Seit längerem wird über Erhalt oder Abriss der einstigen Luftnachrichtenzentrale des ehemaligen Fliegerhorstes Ostheim, auf dem Gelände des Klinikums Merheim, zu Gunsten eines Grundschulneubaus diskutiert. Nicht thematisiert wurde die Tatsache, dass es einer der wenigen ausgeführten Staatsbauten des Dritten Reiches im Kölner Stadtgebiet ist, der mit Ausnahme der Türen vollständig erhalten ist und eine Fülle an bislang nicht gewürdigten architektonischen Details aufweist. Hinzu kommt, dass auch aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Schonung der sich verteuernden und verknappenden Ressourcen, eine Um- und Nachnutzung des Gebäudes mehr als sinnvoll ist.
Nach längerer Vorplanung errichtete man 1936/37 den Fliegerhorst Ostheim. Dieser bestand aus der fast kreisrunden Landebahn mit Ausbuchtung und den sich nördlich und westlich darum gruppierenden Gebäuden des Flugbetriebes und der Luftwaffenkaserne. Die Anlage wird bis heute durch zweigeschossige Putzbauten mit Walmdächern und betonten Eingangsbereichen in Werkstein geprägt. Mit Ausnahme der nach dem Zweiten Weltkrieg entfernten Parteisymbole im Innen- und Außenbereich unterscheiden sich die Kölner Bauten in der Gestaltung nicht gravierend von zeitgleich errichteten Bauten in anderen europäischen Ländern.
Verantwortlich für die Planung der Verwaltungs- und Kasernenbauten war Oberbaurat Müller vom Berliner Reichsluftfahrtministerium. Aus Gründen der Sicherheit waren die meisten Obergeschosse der Bauten mit massiven, nach außen abfallenden Stahlbetondecken, sogenannten Sargdeckeln, überdacht. Diese sollten bis zu 100 kg schweren Bomben Stand halten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude größtenteils von der Firma Madaus und dem Merheimer Klinikum genutzt und durch Neubauten im ähnlichen Baustil ergänzt.
Der Beobachtungsturm. © Alexander Hess, RVDL
Die ehemalige Luftnachrichtenzentrale
Die im Westen des Komplexes gelegene Luftnachrichtenzentrale war Teil der Flugabwehr und diente der Sammlung von Informationen des alliierten Flugverkehrs im Anflug auf das Rheinland, deren Auswertung und Weiterleitung.
Die hammerförmige Anlage und besteht aus drei Bauflügeln. Der zweigeschossige Bau erstreckt sich längs der Ostmerheimer Straße, von der es durch eine Grünanlage getrennt ist. Sechs unterschiedlich architektonisch betonte Eingangsbereiche und leicht zurückgesetzte, hochrechteckige Sprossenfenster im Stil der 1930er-Jahre mit leicht vorstehenden Basaltsteinsohlbänken öffnen die insgesamt 10 weiß verputzten Fassadenbereiche und betonen die Horizontale. Weit vorkragende Walmdächer mit Ein- und Zweifensterwalmdachgauben schließen das Objekt nach oben ab. Die für militärische Bauten typischen langen Gebäudezeilen und Fenstergrößen stehen im Kontrast zu der zweigeschossigen, an Siedlungen der Heimatschutzarchitektur erinnernden Bauweise.
Gepflasterte Wege und kleine Werksteinmauern führen über Treppenstufen zu den beiden Haupteingängen an der Ostmerheimer Straße. Die identisch gestalteten rechteckigen Torbereiche in Naturstein werden durch horizontale Dachüberstände betont. Die rückspringenden Eingangstüren flankieren zwei schmale hochrechteckige und gekoppelte Sprossenfenster mit Basaltfensterbänken in der Werksteinfassade. Die Türen sind nicht mehr im Original erhalten. Die zurückgesetzten hochrechteckigen, viergeteilten Sprossenfenster mit gering vorkragender Basaltsohlbank gliedern die lange Straßenfront des Querriegels in horizontaler Weise.
Südlich des linken Haupteingangs schließt sich der östlich vorspringende Vorbau mit jeweils drei Fensterachsen an. Dieser weist auf der Südseite einen weiteren über Treppenstufen erschlossenen schmalen Eingangsbereich auf. Zwei Brüstungsmauern – Abgrenzung zur tieferliegenden offenen Kellerzone (Lichtschächte) – flankieren die Treppe und leiten zu der von Werksteinplatten gefassten Tür mit Basaltüberstand. Nach Westen schließt sich der dritte Baukörper, der leicht vorstehende Längsflügel, an. Ebenfalls viergeteilte hochrechteckige Fenster mit Basaltsohlbank, von denen das erste und das letzte in gekoppelter Form auftritt gliedern die Fassade des Südflügels, der nach Westen in den Aussichtsturm übergeht.
An der Westseite erhebt sich der fast quadratische Turm mit Basaltabschluss und Flachdach mit leichter Brüstung über dem Mittelrisalit. Vermutlich diente er während es des Zweiten Weltkrieges als Beobachtungsturm. Der teilweise mit Werkstein verkleidete Vorbau der Freitreppe geht in die rechteckige Eingangszone über. Beiderseits der breiten, baulich verschlossenen Eingangstür mit Oberlicht öffnen leicht hochrechteckige Fenster mit Basaltsohlbank die leicht bossierte Werksteinzone. Die Fenster sind durch originale, diagonal gekreuzte Fenstergitter verschlossen Die zentrale Vertikalachse des Turms bzw. Mittelrisalits setzt sich über dem mittigen Fenster im ersten Obergeschoss zu den beiden hohen, schmalen und unterteilten Längsfenstern mit zweiteiliger Basaltsohlbank beiderseits der Mittelachse fort und findet in dem mittige angebrachten, kubischem Konsolstein aus Basalt mit gestufter Unterseite, der in Höhe der Fensterstürze der Längsfenster aus der Fassade ragt, seinen markanten Abschluss. Jeweils drei ähnliche getreppte Konsolsteine mit vertikaler Vertiefung (Wasserspeier?) unterhalb der Basaltabdeckung an der fensterlosen Nord- bzw. der Südseite des oberen Turmgeschosses komplettieren den expressionistisch wirkenden Bauschmuck. Der wuchtige Turm erinnert an kubische Bauten der Neuen Sachlichkeit und kontrastiert so mit dem übrigen Baukörper.
Auf der Nordseite des Längsbaus ist das ornamenthaft gestaltete Gitter des Kellerfensters im Stil der frühen Dreißigerjahre hervorzuheben. Die Westseite des Querbaus öffnen zwei über Stufen erschlossene Eingangsbereiche. Kleine rechteckige Sprossenfenster mit Werksteinsohlbank flankieren den heute verschlossenen Doppeltüreingang. Der Bereich wird durch eine Art vorgesetztes Gesimsband gerahmt und erhält dadurch ein kleinteiliges Aussehen.
Im Kontrast dazu stehen die darüber anstehenden, durch Streben flankierten, gekoppelten Hochrechteckfenster – das der rechten Eingangszone ist nicht original. Sie öffnen einen Blick in das Gebäudeinnere und die originalen Treppenhausgeländer aus Holz. Die vorstehende und beide Fenster verbindende Basaltsohlbank wird seitlich von einfach gestuften Konsolen getragen. An mehreren Stellen gibt es parallel zum Gebäude Lichtschächte für die Kellerfenster bzw. Treppen zum Kellergeschoss. Es ist unklar, ob sich hinter den provisorisch verkleideten Türen noch die originalen Türen und Beschläge befinden.
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