Das zwischen 1594 und 1606 erbaute, ehedem reichsstädtische Zeughaus diente bis zum Einmarsch der Franzosen 1794 der Unterbringung des überwiegend ausgemusterten Kriegsgerätes. Im Untergeschoss waren dies vor allem Geschütze, im Obergeschoss Rüstungen. Daneben verwahrte das Zeughaus KölnerAltertümer wie römische Grabsteine, Sarkophage, den sog. ‚Worringer Heerwagen‘ von 1288 und sogar eine ägyptische Mumie. Im westlichen Teil des Obergeschosses gab es des Weiteren einen Festsaal für Ratsbankette.
Hervorgegangen ist das Zeughaus aus dem 1348 erstmals erwähnten ‚Blidenhaus‘, in dem städtisches Kriegsgerät, vor allem die namengebenden Bliden, mittelalterliche Wurfmaschinen zur Verteidigung der Stadtmauer, eingelagert waren. Dieses Blidenhaus wurde in den als städtisches Areal zur Verfügung stehenden ehemaligen römischen Stadtgraben gesetzt – unter Einbeziehung der römischen Stadtmauer auf der Südseite, und auch das
Zeughaus als Nachfolgebau nutzt an Ort und Stelle diese besondere stadttopographische Gegebenheit: Fast auf der gesamten Höhe ist die Südwand des Erdgeschosses im Kern noch römische Stadtmauer.
Die heutige Gestalt des Zeughauses ist das Ergebnis mehrerer, zum Teil gravierender Baueingriffe, zuletzt bedingt durch den Wiederaufbau nach schweren Kriegszerstörungen. Der ursprüngliche Bau besaß neben dem Erd- nur ein etwa gleich hohes Obergeschoss, beide durch Reihen einheitlicher
Renaissance-Kreuzstockfenster an der langen Nordseite gegliedert, die Südseite war im Erdgeschoss – bedingt durch die Römermauer – fensterlos. Dieses Erdgeschoss unterteilten zwölf gedrungene, quadratische Pfeiler mittig in zwei Schiffe mit je 13 Gewölbejochen, während das Obergeschoss nur
eine flache Balkendecke besaß, die von achteckigen Eichenpfosten gestützt wurde. Darüber schloss sich eine dreigeschossige Dachzone an, die an den Schmalseiten in Doppelstufengiebeln und an den Längsseiten in je zwei neunstufigen Treppengiebeln mündeten. Ein Treppenhaus gab es in diesem
zweigeschossigen Hallenbau noch nicht, ins Obergeschoss und in die Dachräume gelangte man ausschließlich über den im Westen angebauten oktogonalen Treppenturm. Seine Wendeltreppe mündet in einer allseitig durchfensterten Turmkammer, die als Aussichtspunkt genutzt wurde. Dieser
Turm hat die Jahrhunderte überdauert, ebenso wie das Steinrelief über der Turmtür, das den Löwenkampf des Bürgermeisters Grin mit der Jahreszahl 1594 zeigt sowie die im alternierenden Wechsel unter den Fenstern der Turmkammer angebrachten Reliefs mit den Stadtwappen und Reichsadlern. Ebenfalls aus der Erbauungszeit erhalten blieb das von Peter Cronenborch entworfene Prunkportal auf der Nordseite des Zeughauses. Seine asymmetrische Anordnung sowohl in der Fensterflucht wie auch gegenüber dem östlichen Quergiebel ist der Ausrichtung auf die Straße ‚Kattenbug‘ (bei Mercator 1571: „Auf dem Katzenbauch“) geschuldet, die genau auf das Portal
zuläuft. Im Rahmen der zweiten Stadterweiterung 1106 bildete der ‚Katzenbauch‘ die neue, westliche Stadtgrenze des im Norden eingemeindeten Viertels ,Niederrich‘. Ihm kam also eine stadttopographisch-historische Bedeutung zu. Dieses einstige, seit der Neukonzeption vor 1984
verglaste und damit geschlossene Hauptportal, zeichnet sich durch wuchtige Rustika-Quader aus, die die Rahmenarchitektur bilden sowie einer von schlanken Obelisken eingefassten Wappenbekrönung, deren Symbole einen komplexen Bedeutungszusammenhang veranschaulichen. Heiko Steuer hat ihn treffend zusammengefasst: „Löwe und Greif halten eine Scheinarchitektur, in die eine hochovale Kartusche mit dem Kölner Wappen eingefügt ist. Zwei Faune in Ketten stützen diese Kartusche – Sinnbilder der gebändigten Natur, über ihr lagern zwei Genien, die Symbole der Mess- und Baukunst
halten, und zwischen beiden wächst ein Kopf empor. Damit wird der Triumph der Technik über die Natur veranschaulicht.“
Eingriffe in diese Bausubstanz vollzogen sich vornehmlich in drei Phasen: Zwischen 1824 und 1830 wurde das Zeughaus um ein zweites, niedrigeres Obergeschoss erhöht und dabei die gesamte Dachlandschaft verändert. Zugleich wurden die Kreuzstockfenster dem Geschmack der Zeit gemäß
in Flachbogenfenster umgewandelt, die auch heute noch die Fassaden prägen. Umfängliche Restaurierungs- und Umbaumaßnahmen erfolgten sodann zwischen 1911 und 1924 – unterbrochen durch den 1. Weltkrieg.
Kölner Zeughaus um 1915. © gemeinfrei
Die Raumeinteilungen im Inneren wurden verändert, die Treppenhäuser eingebaut und – als größter und aus denkmalpflegerischer Sicht bedenklichster Eingriff – auf der Südseite Fenster in die Römermauer eingebrochen, um das Erdgeschoss mit einer Art ‚Oberlicht‘ zu versehen. Diese Baumaßnahmen standen in Zusammenhang mit der Umwidmung des Gebäudes zum Landesfinanzamt, dass 1920 hier einzog. Im 2. Weltkrieg schließlich wurde das Zeughaus schwer getroffen, das Innere durch Brand zerstört. Erhalten blieben der Treppenturm, die Außenwände einschließlich der Giebel und im Erdgeschoss die Pfeiler sowie die meisten Gurtbögen der Gewölbe. Leider wurde beim Wiederaufbau der 1950er Jahre auf eine Wiederherstellung des Erdgeschosses verzichtet.
Man ersetzte die Pfeiler durch Betonstützen und zog anstelle des Gewölbes eine Flachdecke ein. Mit dem Einzug des Kölnischen Stadtmuseums 1958 schloss sich für Bombarde, Hieb-, Stich- und Feuerwaffen sowie Rüstungsteile der Kreis: Sie kehrten an den Ort zurück, an dem sie schon in reichsstädtischer Zeit von auswärtigen Besuchern und interessierten Kölnern in Augenschein genommen werden konnten.
Ein schwerer Wasserschaden bedeutete dann im Jahre 2017 das jähe Ende. Alle Objekte mussten ausgeräumt, Teppich- und Parkettböden bis auf den Estrich entfernt werden. Die ehemaligen Ausstellungsbereiche sind seitdem eine stillgelegte Baustelle. Die Verwaltung und die Restaurierungswerkstätten in den Obergeschossen sind mittlerweile ins neue Museumsdomizil, das ehemalige Modehaus Sauer, umgezogen. Eine Grundsanierung des historischen Gebäudes ist nach bald sechs Jahren des Leerstandes dringend geboten, zumal die noch aus den 1950er Jahren stammende Heizungsanlage nicht mehr reparabel ist und weitere Feuchtigkeitsschäden drohen. Eine Inangriffnahme der notwendigen Maßnahmen ist aufgrund der fehlenden adäquaten Nutzungsperspektive des historischen Gebäudes allerdings nicht in Sicht. Somit ist das seit 1980 in der Denkmalliste der Stadt eingetragene Zeughaus mittlerweile als gefährdetes Denkmal einzustufen, dessen auch äußerer Bauzustand inklusive der früher für Sonderausstellungen genutzten alten preußischen Wache durch zunehmende Verwahrlosung gekennzeichnet ist.
Der Rheinische Verein möchte auf die ungeklärte Zukunft dieses für Köln wichtigen Baudenkmals aufmerksam machen.
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