Die Hohe Domkirche St. Peter zu Trier ist die älteste Bischofskirche Deutschlands und die Mutterkirche des Bistums Trier © H. Helmlechner, wikimedia
Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Regionalverband Cochem-Zell hatte zu einem Dombesuch in Trier eingeladen.
Thema der Exkursion war die Domsanierung zwischen 1961–1974. Referent war Architekt Dipl.-Ing. (FH) Werner Okfen aus Kaisersesch, gleichzeitig Vorstandsmitglied im Regionalverband Cochem-Zell.
© Klaus Wendt
Nach dem Krieg waren die Schäden der Trierer Bischofskirche innerhalb eines Jahres beseitigt worden, so dass bereits 1946 der erste Gottesdienst der Nachkriegszeit gefeiert werden konnte. Jedoch nur gut 10 Jahre später, im Jahr der Heilig-Rock-Wallfahrt 1959 stürzten Steinteile aus einem Gurtbogen des nördlichen Seitenschiffs in den Besucherbereich des Doms, der daraufhin teilweise abgesperrt werden musste.
Nähere Untersuchungen zeigten schnell, dass der Dom stark sanierungsbedürftig war. So konnten zahlreiche Risse an Wänden, Gurtbögen und an den Gewölben festgestellt werden. Zur Stabilisierung des Baugefüges wurden zunächst Notsicherungsmaßnahmen, wie das Einbringen von Zugankern, das Betonieren von massiven Betonwiderlagern durchgeführt.
Anschließend erfolgte ein genaues Aufmaß des Doms, an dem Dipl. Ing. (FH) Werner Okfen, als junger Hochbau-Ingenieur drei Jahre, von 1964 – 1967, unter Dipl.-Ing. Hans Istass aus Trier mitarbeitete. Bei der Vermessung zeigte sich u.a., dass die Ost- und Westwand des ehemaligen römischen „Quadratbaus“ um rund 50 cm aus dem „Lot“ geraten war. Bei der Freilegung der Fundamente des römischen Kernbaus aus dem 4. Jahrhundert stellte man fest, dass die Holzpfähle, die in der Antike zur Gründung der Kirche im Schwemmland der Mosel eingebracht worden waren, durch ein Absinken des Grundwasserspiegels ausgefault waren.
In jahrelanger Arbeit wurden die Fundamente der Pfeiler und Wände in einem aufwendigen und kostspieligen Verfahren unterfangen, die gerissenen Pfeiler durch Injektion von Trass-Kalk unter hohem Druck gefestigt, die gebrochenen Steine der Gurtbögen gesichert und weitestgehend ausgetauscht. Für die Sicherungsmaßnahmen wurden eigens neue Techniken entwickelt und erstmals erfolgreich angewendet.
Mit den Sicherungsarbeiten führte man im Dom auch wichtige archäologische Ausgrabungen, geleitet von Herrn Dr. Kempf von der archäologischen Abteilung des Bistums Trier, durch. Unter anderem wurden auch die Reststücke der ehemaligen Eichenpfähle dendrochronologisch untersucht und konnten auf das Fällungsjahr 329 nach Christus datiert werden.
1968/69 fand ein Architektenenwettbewerb statt, bei dem die Architekten Prof. Gottfried Böhm und Nikolaus Rosiny, beide aus Köln, als Arbeitsgemeinschaft den Auftrag für die Neugestaltung des Kirchenraums im Sinne der Neuerungen des II. Vatikanischen Konzils erhielten.
Zu dem vorgenannten Auftrag gehörte aber auch die Entwicklung einer Tragkonstruktion, die die provisorischen Zuganker der Notsicherungsmaßnahmen ersetzen und den Dom dauerhaft sichern konnte.
Diese neuartige Konstruktion aus Stahlträgern, Betonversteifungen und Stahlzugstäben wurde von Statiker Dr. Felix Varwig aus Köln konzipiert. Sie ist im Verbund mit dem neuen Dachstuhl aus Stahlträgern, nicht sichtbar für die Besucher des Doms, im Dachraum eingebaut und sichert den Dom auf Dauer gegen alle Schubkräfte aus den Gewölben und stabilisiert das gesamte Baugefüge.
Die Gruppe des Rheinischen Vereins hatte bei ihrem Besuch die Gelegenheit, den Dachraum oberhalb des Gewölbes zu begehen und die Konstruktion zu besichtigen.
Erst nach Einbau dieser Konstruktion konnte 1971 im Inneren mit den Arbeiten begonnen werden, die dem Dom sein heutiges Aussehen gaben. Die Kölner Architekten erhielten das über Jahrhunderte gewachsene Erscheinungsbild des Doms weitestgehend. Die augenscheinlichsten Neuerungen waren die neugestaltete Altarinsel, der Neubau der Schwalbennestorgel (Firma Johann Klais, Bonn) und die Umgestaltung der Heilig-Rock-Kapelle.
Am 01. Mai 1974 wurde der aufwendig renovierte Dom feierlich wiedereröffnet. Nach Angaben des Bistums Trier (https://www.bistum-trier.de) „kostete die Renovierung insgesamt 39.124.000 D-Mark. 83 Firmen und Handwerksbetriebe waren beteiligt, teilweise arbeiteten bis zu 380 Menschen auf der Baustelle. 766 Tonnen Kalk und Zement sowie 450 Tonnen Stahl wurden verarbeitet“, um die älteste Bischofskirche nördlich der Alpen auch für kommende Generationen zu erhalten.
Ein Bericht von
Gerhard Schommers
RV Cochem-Zell
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