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Blick über Merl an der Mosel © Inge Faust, wikimedia

Rundbrief vom Regionalverband Cochem-Zell – Februar 2022

01.02.2022

Im September 2021 besuchte ich mit meinem Projekt „Senioren in Bewegung“ die Pfarrkirche St. Michael im Stadtteil Merl der Stadt Zell-Mosel. Das Kirchenäußere war schon vor einigen Jahren sehr schön restauriert worden. In 2021 wurde die Restaurierung des Kircheninnern fertiggestellt. Das Ergebnis war für mich begeisternd – zumal ich die Kirche in ihrem „alten“ Zustand häufiger besucht hatte und den vom Zahn der Zeit angenagten Zustand des Kircheninnern bedauerte. 

Merl ist seit 1792 selbständige Pfarrei und gehört seit 2011 zur Pfarreiengemeinschaft Zeller Hamm. Ein Besuch der Kirche ist sehr zu empfehlen.

Vorn im Bild der Kirchturm der 1140 erstmals erwähnten Merler Kirche, die 1823 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde, nur der romanische Turm blieb erhalten. Heute das Wahrzeichen der Gemeinde Merl. Ganz im Hintergrund des Bildes kann man den Dachreiter der heutigen Merler Pfarrkirche erkennen. Man sagt im Scherz: Die Merler haben die längste Kirche der Welt: Zwischen der heutigen Pfarrkirche ohne Turm und dem Turm der alten Kirche liegen rund 600 m.

Aber wie kam es, dass die heutige Pfarrkirche zur „Merler Kirche‘“ wurde?

Merler Kirche © Günther Schumann

Schon seit 1294 beherbergt der Ort Merl ein Minoriten-Kloster. Die „Minoriten“ sind ein „Ableger“ des Franziskaner-Ordens. Der Name „Minoriten“ stammt aus dem Lateinischen „minor“ für „kleiner“ oder „geringer“. Bekannte Persönlichkeiten waren die Ordensbrüder Angelus Silesius (1624 – 1677), Arzt und Poet und Texter zahlreicher geistlicher Lieder, zum Beispiel „Morgenstern der finstern Nacht“ und „Ich will Dich lieben meine Stärke“. Und auch Pater Maximilian Kolbe, der 1941 im KZ ermordet wurde.

Es ist überliefert, dass die Sponheimer an der Stelle der heutigen Kirche ein Jagdschloss besaßen das sie den Minoriten übergeben und zu einem Kloster mit Kirche umbauten. Die Kirche war (und ist) umgeben von einem Kranz an Gebäuden. Eines dieser Gebäude, Teil des früheren Schlosses, soll einen der ältesten noch im Ursprung erhalten Dachstühle Deutschlands haben. Das Gebäude diente als Dormitorium und dendrochronologische Untersuchungen datieren das Holz des Dachstuhls auf 1293/1294.

Die Minoriten in Merl unterhielten eine Lateinschule bis zu deren Auflösung in napoleonischer Zeit. Das Kloster galt als eine Stätte für Bildung, Wissenschaft und Kunst. Sie war ein Ausbildungsort für Kanzelredner und Äbte und damit eine wichtige Stätte des christlich-humanistischen Geistes an der Mosel.

Unter Napoleon wurden alle Klöster aufgelöst und deren Besitztümer verkauft. Das galt auch für die Klosterkirchen. Um das zu vermeiden erklärten die Merler die Klosterkirche als ihre Pfarrkirche. Diese wurden unter der Besatzung der Franzosen „verschont“. Die wertvolle Kirche wurde vor einer möglichen Umnutzung oder einen Abriss gerettet. Die bisherige romanische Pfarrkirche weiter im Norden des Dorfes war in einem schlechten baulichen Zustand und wurde um 1823 abgerissen. Nur der Turm blieb erhalten.

Die ehemalige Minoritenkirche ist in einschiffiger Bauweise errichtet und ein Prototyp der frühgotischen Klosterkirchen an der Mosel. Sie verfügt über ein Satteldach mit starken doppelt abgesetzten Strebepfeilern.

Zur Moselseite ist es durch einen Zwerchgiebel querhausartig ausgerichtet. An der Westseite befindet sich ein spitzbogiger Portalbereich.

Blick durch die einschiffige Merler Kirche von Westen aus © Günther Schumann

Vor dem Eingangsbereich der Kirche steht ein Missionskreuz aus dem Jahr 1867.
An der zur Mosel hin ausgerichteten Fassade der Kirche ist eine barocke Grabplatte unter einem spitzbogigen Rahmen eingesetzt.An dem Rahmen sind zahlreiche Mauermarken vorhanden, welche ehemalige Hochwasserstände der Mosel markieren (Quelle: Kuladig, Merl)

Das Kircheninnere beeindruckt durch seine Höhe, Weite und Helligkeit. Die Restauratoren arbeiteten bei ihrer Tätigkeit in den Jahren 2020und 2021 den ältesten aufzufindenden „Bestand“ früherer Jahrhunderte heraus und machten die Kirche zu einem Juwel.

Eindrucksvoll ist der prachtvolle Hochaltar aus der „Antwerpener Schule“. Der geschnitzte Aufbau stammt wohl aus dem Jahr 1481 – wird aber erst um 1525 erstmals urkundlich erwähnt.

In das hochwertige Eichenholz der fünfteiligen Predella (ein sockelartiger Unterbau des Altarschreins) wurden als Motive die Geburt Christi, die Beschneidung, die Opferung im Tempel und die Anbetung der Heiligen drei Könige kunstvoll eingeschnitzt. In der Mitte ist König David darstellt. 

Im Chorraum befinden sich zwei schöne Seitenaltäre aus dem 19. Jahrhundert. Bemerkenswert ist die unter dem Gewölbe „schwebende“ Madonna © Günther Schumann

Sehr sehenswert, die gotische Sakristei, ein einstütziger Raum. Im Pfarrsaal in der oberen Etage sind mittelalterliche Wandmalereien erhalten. © Günther Schumann

Zum Kirchenareal gehört ein romantischer Innenhof, begrenzt von Kirche, zwei Barockbauten und später auf dem Areal des Klosters errichtete Privatgebäude in unterschiedlich gutem Zustand.

Die Kirche ist in der Regel tagsüber geöffnet.
Auskünfte und die Möglichkeit des Besuchs der Sakristei beim Küster Werner Reis, Telefon: 06542 2620.

Ein Bericht von 
Gerhard Schommers
RV Cochem-Zell

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Bankkaufmann, Dipl.-Betriebswirt, Dipl.-Volkswirt

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Kontakt

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