01.01.2021
Gerne hoffen wir, dass Sie einen guten Start ins Neue Jahr hatten und dass 2021 uns wieder eine gewisse Normalität bringt und wir unsere beliebten Exkursionen zum kulturellen Erbe unserer Region fortsetzen können.
Bereits im Dezember wurden Ihnen einige Sehenswürdigkeiten von Ediger vorgestellt. Heute eine Fortsetzung. Gleich benachbart befindet sich ein weiteres ganz besonderes Denkmal: die als „Römergräber von Nehren“ bekannten spätrömischen Grabstätten.
Die Pfarrkirche „St. Martin“ in Ediger
Aus der dem Hilariusschüler Martin von Tours geweihten Filialkapelle der Ellerer Pfarrkirche wurde 1142 die Pfarrkirche „St. Martin“ von Ediger. Romanische Reste und gotische Vollendung (um 1506) präsentieren sich in der heute sichtbaren Schönheit. Ein malerischer Umgang verbindet die Chorseite mit der 1363 errichteten Kirchpforte der Stadtmauer. Im Westen erhebt sich der über 50 m hohe Glockenturm, ein herausragendes Beispiel spätgotischer Formensprache. Der achteckige Helm ist der reichst-verzierte gotische Schiefer-Kirchturmhelm der Christenheit.
Häufig sind die Kapellen auch Endpunkt eines Kreuzweges, der sich vom Tal aus durch die Steilhänge der Wingerte hinaufwinden. Zur Kreuzkapelle gelangt man über den drittältesten Kreuzweg Deutschlands aus dem Jahr 1488, ein Kreuzweg von europäischer Bedeutung. Diesen Kreuzweg säumen 15 Stationen, Sandsteinreliefs aus dem Jahre 1762. Die erste zeigt die Verurteilung Jesu, die letzte die Kaiserin Helena mit dem wiedergefundenen Kreuz. Während des 2. Kreuzzuges in das Heilige Land erfuhren die Kreuzritter, dass dort die Entfernung des Verurteilungsortes Jesu bis zur Hinrichtungsstätte Golgotha mit genau 1064 Doppelschritten (entspricht exakt 1,2 km ) festgelegt war und mit den sogenannten „Sieben Fußfällen“ dargestellt wurde.
Nach ihrer Rückkehr wurden die „Sieben Fußfälle“ auch in der Heimat der Kreuzritter bekannt und einige Orte übernahmen sie, so auch Ediger und das damalige Augustinerinnenkloster Stuben.
Als im Mittelalter die Volksfrömmigkeit erblühte, wurden die „Sieben Fußfälle“ auf 14 Kreuzwegstationen verdoppelt. In Ediger wurden sogar 15 Stationen angelegt.
An Karfreitag zieht die traditionelle Kreuzweg-Prozession von Ediger aus mit mehreren hundert Pilgern hoch zur Kreuzkapelle. Der Kreuzweg ist auch eingebunden in den Kulturweg der Religionen, ausgehend von der Tourist-Information in Ediger.
Diese Kopie einer Broschüre, gedruckt von Kömmet in Cochem, ist auf das Jahr 1898 datiert und zeigt das noch heute bestehende Osttor. dahinter sichtbar die Ruine der Apsis der ehemaligen Kirche.
Jetzt ein großer Sprung in die neuere Zeit:
1803 wird die Marienburg mit ihrem ganzen Besitz als französisches Nationaleigentum erklärt und versteigert. Wundarzt Jodokus Crossius aus Zell ersteigert die Marienburg samt dabei liegendem Garten für 1075 Francs, verkauft sie aber weiter an Stephan Kallfelz aus Merl. 1838 erwerben der Zeller Landrat Moritz, Kaufmann Clemens von Alf und Hüttenbesitzer Ferdinand Remy die Ruine Marienburg nebst Klostergarten und Anwesen.
Die „Römergräber“ von Nehren
„Luxus für das Jenseits“.
Unter diesem Thema besuchte der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Regionalverband Cochem-Zell, am 27. Mai 2017 die „Römergräber“ in Nehren.
Die Grabkammern in Nehren gelten als einzigartiges Beispiel römischer Grabbauten die im 4. Jahrhundert n. Chr. entstanden sind. Der künstlerische Wert liegt vor allem an den noch in situ erhaltenen Wandmalereien in der westlichen Grabkammer. Ihre sehr wechselvolle Entdeckungs-und Freilegungsgeschichte führte in den 70er Jahren zu einer umfassenden archäologischen Bearbeitung. Mehrfach wurden Anstrengungen unternommen die Wandmalereien auf Dauer zu konservieren. Leider mussten viele Jahre vergehen bis über ein Forschungsprojekt die wissenschaftliche Bearbeitung mit einer präventiven Konservierung in Angriff genommen werden konnte. Extreme Verwitterungsmechanismen durch eindringende Feuchtigkeit verbunden mit starken Salzeinlagerungen sowie biogene Ablagerungen gefährdeten den Bestand nachhaltig. Ziel des Projektes war die genaueste Erforschung der klimatischen Einflussgrößen und die Einrichtung eines konstanten Klimas zur präventiven und nachhaltigen Konservierung. Darüber hinaus sollten weitere Schadensursachen aufgedeckt und bekämpft werden. Die angestrebten Konservierungsmaßnahmen sollten mit dem angestrebten Klimakonzept konform gehen.
Restauratorische Untersuchungen erstreckten sich auf alle Bereiche der Grabkammern, neben der Erkundung der römischen Gebäude lag der Focus im Besonderen auf der römischen Wandmalerei. Diese, als karbonatisch gebundene Malerei ausgeführt, liegt auf einem einlagigen Wandverputz auf. Den eigentlichen Malgrund stellt eine dünn aufgetragene weiße Kalkschlämme, auf der mit geübter Hand die Malereien ausgeführt sind. Das Colorit auf weißem Grund in Rot, Ockergelb, Grün (grüne Erde) und Pflanzenschwarz. Dargestellt sind auf den umlaufenden Wandflächen Gitterwerk mit Blumengebinden, das Tonnengewölbe mit illusionistischer Kuppelmalerei mit Blumengebinden und Ornamenten.
Die konservatorischen Aufgaben waren sehr vielfältig, so musste zunächst auf der Westseite der ausgemalten Grabkammer eine Drainage zur Wasserableitung eingebaut werden, dieses, verbunden mit Salzen und Mikrobiologie waren die Haupt- schadensursachen in der Grabkammer. Gerade der permanente unkontrollierte Wassereintrag führte zu einer sehr starken Oberflächenversinterung. Die Malereien waren fast gänzlich von dem weißlich-gräulichen Belag überzogen und somit nicht mehr wahrnehmbar. Ein sehr aufwändiges technisches Verfahren aus Ultraschall und Nachreinigung mit Ionentauscher zeigen die Malereien wieder in ihrer ursprünglichen Konzeption. Selbstverständlich sind sowohl die Wandverputze als auch die Malschicht einer konservatorischen Behandlung unterzogen worden. Die großflächigen Anlagerungen von Algen und Pilzen wurden chemisch abgenommen, eine über Feuchtkompressen durchgeführte Salzreduzierung an den Oberflächen führte zum nachhaltigen Erfolg.
Da der Klimakonstanz ganz entscheidend für den Erhalt der Bausubstanz und im Besonderen der Wandmalereien ist, wurde ein rechnergesteuertes Lüftungssystem eingebaut.
Die östlich gelegene Grabkammer hat in Verlauf der Jahrhunderte ihre innere Ausstattung verloren. Das Tonnengewölbe, welches ursprünglich auch ausgemalt war, ist nicht mehr erhalten. Erhaltene Putzfragmente belegen auch hier eine vergleichbare Ausmalung wie wir sie von der westlichen Grabkammer her kennen. Von der bauzeitlichen Ausstattung sind nur noch der Stein-Sargboden und in wesentlichen Teilen der ursprüngliche Ziegelestrich-Fußboden erhalten geblieben. Dieser wurde im Rahmen einer an der FH Köln vorgelegten Diplomarbeit wissenschaftlich bearbeitet und konserviert. Um eintretendes Wasser durch Schlagregen zu vermeiden wurden teilweise zwischen den Porticus-Säulen Schutzverglasungen angebracht.
Da der Klimakonstanz ganz entscheidend für den Erhalt der Bausubstanz und im Besonderen der Wandmalereien ist, wurde ein rechnergesteuertes Lüftungssystem eingebaut
Bevor die Besucher dieser interessanten Exkursion die römische Grabstatte besuchten referierte Dr. Dirk Schmitz zunächst im Hotel Pollmanns in Ernst über die Bestattungskultur in römischer Zeit, insbesondere aber über die unterirdische Grabkammer im Kölner Vorort Weiden die bisher nur Fachleuten bekannt und zugänglich war. Die Grabkammer war über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten und erst 1843 bei einer Baumaßnahme wieder entdeckt worden. Sie ist jetzt als touristischer Anziehungspunkt wieder erschlossen und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Kammer mit prachtvollen Sarkophagen und Büsten datiert aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert. Sie gilt als die am besten erhaltene Grabkammer nördlich der Alpen.
Bis zum Frühjahr 2018 wurden die Voraussetzungen für die künftige Nutzung geschaffen, Ein Förderverein wird regelmäßig Führungen anbieten.
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