Kaufhaus von Carl Peters in Köln an der Breite Straße, Ecke Richmodstraße in den 1930er Jahren. © Rheinisches Bildarchiv, gemeinfrei
Die Citybildung in Köln begann ab Mitte des 19. Jahrhundert im Bereich Hohe Straße und Schildergasse. Das nördliche Neumarktquartier wurde bis ins 20. Jahrhundert von der Neumarktkaserne (zwischen Neumarkt, Olivengasse und Streitzeuggasse/heute: Am alten Posthof) und der nördlich anschließenden Franziskanerkaserne (zwischen Richmodstraße und Streitzeuggasse) sowie der kleinteiligen Wohnbebauung (Dreifensterhäuser) dominiert. Mit dem Bau der Riehler Kasernenstadt kam es zur Aufgabe und 1910–12 zum Abbruch der Kasernenbauten. Das rechteckige Areal wurde durch die neue breite Zeppelinstraße (Straßendurchbruch) erschlossen, die von Süden kommend im Bogen auf die Richmodstraße zuführt. Das anliegende Gelände wurde in Folge, ähnlich wie in der östlichen City um die Kreuzung Gürzenich- und Hohe Straße, mit imposanten großflächigen Geschäftshäusern bebaut: Cords, Reifenberg, Kaufhaus Isay (1912, „Ortloffhaus“), Olivandenhof/Zeppelinhaus (1913), dem Schwerthof (1921) und als besonderem „Point-du-vue“ vom Neumarkt aus gesehen das Kaufhaus Carl Peters (1912/1914/1930 – heute Karstadt).
Der aus Mecklenburg stammende Kaufmann Carl Peters (1868–1936) betrieb seit 1891 an der Kölner Breite Straße eine sich stetig erweiternde Gemischtwarenhandlung, Mitglied der „Hamburger Engros-Vereinigung“. Lange Zeit verhinderte die städtische Planung für das Gebiet einen Warenhausneubau, so dass sich das Geschäft als Konglomerat aus mehreren ehemaligen Wohnhäusern und Neubauten präsentierte. Zusammen mit dem Kaufhaus Tietz (Kaufhof) etablierte Peters den Geschäftstyp des Warenhauses in Köln. Der von Carl Moritz unter Beteiligung von Peter Gaertner und Jakob Berns entworfene vier- bis fünfgeschossige Kaufhauskomplex wurde in zwei Phasen bis Oktober 1912 (West- u. Südteil, 2/3 des Gebäudes) bzw. bis April 1914 (östl. Breite Straße und nördl. Hämmergasse) realisiert und galt als das größte Kaufhaus Westdeutschlands. Es erstreckte sich auf einem polygonalen Grundstück zwischen Zeppelin-, Richmod- und Breitestraße, der Hämmer- und der Streitzeuggasse. Erst zwischen Sommer 1929 und Jahresbeginn 1930 gelang es, die letzten drei Häuser an der Breite Straße und die Wohnhäuser an der südl. Hämmergasse zu erwerben, abzureißen und den Komplex endgültig zu vollenden, wodurch das auf Textil- und Bekleidung spezialisierte Angebot um die Sparten Porzellan, Haushalts- und Eisenwaren auf insgesamt 26.000 m² Verkaufsfläche erweitert werden konnte. Lediglich das Eckgebäude Am alten Posthof 8/Hämmergasse blieb bis in unsere Tage erhalten.
Nach den Kriegszerstörungen des Zweiten Weltkriegs mit Verlust der lebendigen, von turmartigen Aufsätzen bekrönten Dachlandschaft erfolgte ein vereinfachter Wiederaufbau zerstörter Bereiche.Um 1962 kam das Haus in den Besitz der Rudolf Karstadt AG. Diese plante einen in zwei Abschnitten zu realisierenden Neubau nach Plänen von Prof. Emil Fahrenkamp (1885–1966), im Dritten Reich Leiter der Düsseldorfer Kunstakademie, der sich mit dem Schellhaus in Berlin (1930-32) einen Namen gemacht hatte, und Peter Paul. 1962/63 entstand auf dem südlichen Grundstück (Richmodstr./Zeppelin-str./Am alten Posthof/südl. Hämmergasse) der markante Neubautrakt (Bauabschnitt 1), dessen Anschluss im Inneren des Warenhauses durch eine Bodenwelle sichtbar blieb. Nach den ursprünglichen Plänen sollte später als Phase 2 auch der umgebaute „Altbau“ zur Breite Straße ersetzt werden. Im Kontrast zu dem die Horizontale betonenden Moritzbau griff Fahrenkamp die Vertikalgitter seiner Kraftwerksentwürfe und die Vertikalstreben der Kaufhauspaläste der 1910er- und 20er-Jahre auf. Für das Kölner Karstadthaus entwarf er einen fünfgeschossigen Neubau, dessen Fassade abwechselnd aus vertikalen Lamellenstrukturen und fliesenverkleideten Mauerabschnitten bestand. Ähnlich hatte er bereits 1960 den Neubau des (Karstadt) Kaufhauses Althoff in Herne konzipiert. Besonderer Blickpunkt wurde die sich verjüngende südliche Fassadenfront an der Zeppelinstraße, Am alten Posthof und der Hämmergasse, mit dem vom ersten bis zum vierten Obergeschoss reichenden Gerüst aus vorgehängten vertikalen, pfeilerartigen Graten (Metalllamellen), die senkrecht zur Fassade stehen. Dieses Element wurde in den 1960er und 70er Jahren für etliche Karstadthäuser identitätsstiftend, sowie die Hortenkachel für Horten oder die Glas-Aluminium-Vorhängefassade, die so genannte „curtain wall“, für den Kaufhof. Der hier angesiedelte Haupteingang mit überdachtem Vorbau ist auf die Zeppelinstraße hin ausgerichtet. Selbst die Karstadt AG konnte das Haus Am Alten Posthof 8 nicht erwerben, so dass die südliche Fassade um die Tiefe dieses Gebäudes zurückversetzt ist. Hier schuf Fahrenkamp im Erdgeschoss eine Art Passage zur Hämmergasse mit gefliesten Säulen und der gefliesten Rückfront von Haus Nr. 8. Bei seiner Eröffnung am 29. Oktober 1963 verfügte das Karstadthaus über ca. 24.000 m² Verkaufsfläche. Mit 18.000 m² Lager- und Büroflächen und dem mehrgeschossigen Parkhaus mit Parkdeck galt der Kölner Bau als größtes Warenhaus des damals größten europäischen Warenhauskonzerns.
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