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Kastellauner Burg mit Altstadtgebäuden © Achim Berg, wikimedia

Wie man Vergangenheit und Moderne wunderbar verbindet – Die Stadt Kastellaun

20.09.2012

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Regionalverband Cochem-Zell hatte zu einem stadthistorischen Rundgang durch Kastellaun eingeladen. Obwohl außerhalb der Kreisgrenzen liegend, folgten der Einladung nach Kastellaun fast fünfzig Geschichts- und Kulturinteressierte.

Kastellaun ist vergleichsweise „jung“. Die erste urkundliche Erwähnung als „Kestilun“ erfolgte 1226. Kastellaun gehörte zum Gebiet der Sponheimer, die um 1300 Burg und Stadt zu ihrer Residenz machten. Die Stadtrechte wurden erstmals 1305 verliehen und schon 1309 erhielt Kastellaun das Marktrecht. Aus dieser Zeit stammt auch die erste Kirche Kastellauns, deren romanischer Turm einst Teil der Stadtmauer war. Unter den Nachfolgern der Sponheimer wurde Kastellaun evangelisch. Um den Bürgern, die ihren katholischen Glauben weiter leben wollten, Gottesdienste zu ermöglichen, wurde die recht große Kirche geteilt. Den Protestanten fiel das große Kirchenschiff zu, den Katholiken der Chorraum, beides getrennt durch eine Mauer. Erst 1902 bauten die Kastellauner Katholiken am Burgberg ihre eigene Kirche.

Von der ehemaligen Stadtbefestigung sind noch große Teile erhalten. Kastellaun hat es, stark beeinflußt durch die Ideen und Bemühungen des Architekten König, verstanden, die alte Bausubstanz und den modernen Wohnbedarf glücklich zu vereinen. Überhaupt ist es in Kastellaun gelungen, den alten Stadtkern in seiner historischen Form zu erhalten. Dies verdankt Kastellaun insbesondere seinem früheren Bürgermeister Frey. Die Straßen sind gepflastert, zahllose alte Fassaden, die durch Putz und sonstige Verkleidungen unsichtbar schlummerten, wurden frei gelegt und restauriert. Um den Bedarf an modernem Wohnraum decken zu können, wurden vielfach nur die Giebel oder Fassaden erhalten und dahinter ein moderner Bau gestellt. Beeindruckend ist das Ensemble gleich unterhalb der Burg mit der „Badischen Kellerey“, dem alten katholischen Pfarrhaus, dem „Gehäichnis“, der alten Scheune, dem Haus der „Waisenschreiberei. Alle diese Häuser, teils an Gastronomen
verpachtet, teils von der Stadt bewirtschaftet, sind für die Allgemeinheit offen für private Feste, Vereinsfeiern und Festivitäten der Stadt. So hat man nicht nur ein historisches Ambiente beim Gang durch Kastellaun, sondern kann auch in historischem Umfeld einkehren und gut essen und trinken.

Um den Burgberg von Kastellaun fühlt man sich wie im Mittelalter. Zwar wurden Stadt und Burg Kastellaun 1689 von den französischen Truppen zerstört. Aber die Stadt entstand in neuem Glanz. Der Burgberg, der zu Beginn der 1990er Jahre abzurutschen drohte, wurde so stabilisiert, dass der optische Eindruck des Burgfelsens nicht verändert wurde. Teile der Burg wurden rekonstruiert, sie erhielt eine Gastronomie und war über viele Jahre Schauplatz für die Kulturveranstaltungen der „Burgbühne“.

An die ehemals rund 150 Mitglieder zählende jüdische Gemeinde in Kastellaun erinnert ein Gedenkstein im Zentrum der Altstadt sowie zwanzig Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig aus Köln. Der Bau der Hunsrückbahn um 1900, insbesondere aber der innerhalb weniger Monate durchgeführte Bau der „Reichsstraße 50“ (heute  Hunsrückhöhenstraße) im Jahr 1938 brachten Kastellaun einen enormen Aufschwung. Es wird berichtet, dass Kastellaun den drittgrößten Markt der gesamten preußischen Rheinprovinz hatte und deshalb zahlreiche jüdische Viehhändler in die Marktstadt lockte.

Heute ist Kastellaun auf 5.300 Einwohner gewachsen. Es ist die Einkaufsstadt der ganzen Region und mit zahllosen großen und kleinen Gewerbebetrieben ein ganz wichtiger Arbeitgeber.

Ein Bericht von
Gerhard Schommers
RV Cochem-Zell

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