Seit mehr als 30 Jahren stellt der Arbeitskreis „Denkmal des Monats“ im Regionalverband Köln des Rheinischen Vereins bedrohte Denkmäler der Öffentlichkeit vor, um den Blick auf diese zu lenken und Missstände aufzuzeigen. Am historischen Ortsrand von Alt-Porz, wo bis ins ausgehende 19. Jahrhundert die Porzer Windmühle stand, ist das Wohnhaus Hauptstraße 352 heute für den von Norden kommenden Reisenden ein weithin sichtbares Gebäude. Es erhebt sich direkt in der Achse der Porzer Hauptstraße, die hier nach Westen verschwenkt. Das seit 1980 unter Denkmalschutz stehende Objekt ist ein zweigeschossiges, stuckverziertes Gebäude auf quadratischem Grundriss, welches traufständig (mit 5 Achsen) zur Hauptstraße liegt. Am rechten Teil der sehr breiten Giebelseite (4 Achsen) wurde ein zweigeschossiger Vorbau mit Stuckfassade, Flachdach, hoher Brüstung und abgeschrägter Ecke angefügt. Dieser ist mit seiner abgeschrägten Seite und dem Balkon nordwärts auf die Achse der Hauptstraße ausgerichtet und stellt eine südliche Begrenzung der platzartigen Erweiterung der Straßenkreuzung Hauptstraße, Poststraße und Mühlenstraße dar. Während die Stuckfassade zur Hauptstraße über plastischen Stuck aus der Zeit um 1900 verfügt (Fensterüberdachungen des 1. OG in Form von muschelgefüllten Dreiecksgiebeln, das durchgängige konsolgetragene Sohlbankgesims und das konsolgetragene leicht vorspringende Traufgesims), ist der Stuck des Eckbaus und der Giebelseite zur Poststraße weniger vollplastisch und mit flächigen und floralen Elementen eher dem Jugendstil zuzuordnen. Die
profilgerahmten Fenster an der Poststraße sind mit kielbogenartigen Verdachungen mit Blumenfüllung im 1. Obergeschoss und mit horizontalem Gesims mit Blumen im Erdgeschoss gestaltet. Erwähnenswert an der Fassade zur Poststraße ist auch der sichtbare Abdruck des Prozessions- und Wegekreuzes aus dem 18. Jahrhundert des Prozessionsweges Urbach-Porz, welches bis in die 1960er Jahre hier stand. Nach längerer Zwischenlagerung wurde das Prozessionskreuz 1979 saniert und an seinen heutigen Standort am Friedrich-Ebert-Ufer, abseits der Hauptstraße aufgestellt. Am aufwendigsten wurde die vom Jugendstil beeinflusste Stuckfassade des Vorbaus ausgeführt. Zu nennen sind der mit Blumenornamenten und Wappenschildern gestaltete Balkon, die als Dächlein gestalteten Überdachungen der Fenster im 1. OG und die Sonne im zentralen Brüstungsfeld.
Mit der Ansiedlung zahlreicher Industriebetriebe seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelte sich das ehemalige Dorf Porz zwischen 1900 und dem Ersten Weltkrieg zu einem industriealisierten Landstädtchen, dessen Einwohnerzahl sich auf über 3000 verdreifachte. Bereits auf dem preußischen Messtischblatt von 1897/98 ist das Gebäude an der Hauptstraße
eingezeichnet. Vermutlich wurde es um diese Zeit errichtet. Nach der Jahrhundertwende 1900 fügte man den Vorbau hinzu, dessen Fußbodenniveau leicht unterschiedlich zum Gebäudeteil an der Hauptstraße ist. Diese Erweiterung könnte im Zuge der beginnenden Verstädterung und seinem Bevölkerungswachstum im Zusammenhang mit der jahrelangen Planung der Lukaskirche und der damit erfolgten Änderung der Fluchtlinienpläne zur
platzartigen Gestaltung der Straßenkreuzung erfolgt sein. Mit seiner Grundrissform und der nach ländlichem Vorbild breiten Traufseite mit mittigem Eingangsbereich in Verbindung mit dem vorstädtisch anmutendem Stuck und dem Vorbau nimmt das auffällige Objekt an der exponierten Lage eine besondere Stellung ein. Es stellt den Übergang zwischen den ländlich traufständigen Backsteinbauten und den städtisch orientierten Mietstockwerkhäusern mit Stuckfassade dar. Auch heute im verwahrlosten Zustand ist es noch eine auffällige städtebauliche Dominante. Zusammen mit den verbliebenen drei Villen der Jahrhundertwende von 1900 an der Porzer Hauptstraße und der Lukaskirche bildet das Wohnhaus ein für Alt-Porz bedeutendes historisches Siedlungsensemble und Zeugnis der Siedlungsentwicklung. Umso gravierender ist deshalb auch sein jahrelanger Leerstand und der damit verbundene Verfall in Folge unterbliebener Pflege- und Instandsetzungsarbeiten.
Seit vielen Jahren befindet sich das Objekt im Besitz der Stadt Köln, die es wohl im Zuge des geplanten Ausbaus der Poststraße zur Ortsumgehung Zündorf erworben hat. Nachdem diese Planungen jedoch lange geändert sind, wäre es wünschenswert, das Objekt würde baldigst an einen Liebhaber verkauft, der es behutsam saniert und es so wieder zu dem Schmuckstück macht, das es einst war.
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