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Weinberg Fachkaul zwischen Bremm und Eller © Rolf Kranz, wikimedia

Dornen statt Reben? – Rheinischer Verein diskutiert Situation am Steillagen-Weinbau an der Mosel

14.04.2011

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz Regionalverband Cochem- Zell hatte zu einer Vortragsveranstaltung ins Haus „Waldfrieden“ bei Alf eingeladen. Nahezu vierzig Mitglieder und Gäste lauschten gespannt und interessiert dem fast zweistündigen Vortrag des Referenten und Hausherrn Dr. Ulrich Stein, Winzer und Weinwissenschaftler.

Die zunehmende Verbrachung der Weinkulturlandschaft Mosel ist seit langem ein brennendes Thema. Der Verlust an „Weinlandschaft“ ist gleichzeitig Verlust an Attraktivität unserer Region gefolgt von erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen. 

Dr. Stein gab zunächst einen interessanten Überblick über die Entwicklung des Weinbaus weltweit und in unserer Region. Die von den Römern an der Mosel kultivierten Weinreben, damals bevorzugt in der Ebene angebaut, entwickelten sich bis zum 30jährigen Krieg zu einer Weinbergsfläche von 600.000 ha in „Gesamtdeutschland“. Dagegen machen sich die heutigen 90.000 ha Rebflächen aller deutschen Weinbaugebiete eher bescheiden aus. Man trank Wein mit Wasser gemischt um das Wasser gesünder und haltbarer zu machen – und den Wein trinkbarer.


In der nachfolgenden Epoche waren die Rebflächen weitestgehend in der Hand der Kirchen und Klöster und gingen erst mit der Säkularisation nach 1800 in private Hand über. Wir verdanken Kurfürst und Erzbischof Clemens Wenzeslaus, Trierer Kurfürst von 1768 bis 1801 und verstorben 1812, die Förderung der anspruchsvollen Riesling-Rebe. Dies führte mit einer Intensivierung des Steillagenbaus zu einer deutlichen Steigerung der Weinqualität in unserer Region. Für Riesling-Weine von der Mosel wurde zur Zeit der preußischen Kaiser mehr gezahlt als für die heute so hoch stilisierten Bordeaux-Weine. Zwischen den Weltkriegen erlebte die Mosel eine schlimme Krise, die Nachfrage sank dramatisch mangels zahlungskräftiger Kundschaft. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte eine Ausweitung der Rebflächen an der Mosel in die Flachlagen ein, jedoch zunächst unter Beibehaltung des traditionellen Steillagen-Anbaus. Bis 1989 wuchs die Rebfläche an der Mosel auf 12.200 ha. Es entstand ein Überangebot mit der Folge dramatisch sinkender Preise – auch für die qualitätsvollen Weine aus der Steillage.


Dies führte ab 1990 zu zahllosen Betriebsaufgaben. Heute beträgt die bewirtschaftete Rebfläche an der Mosel nur noch 8.800 ha was einem Verlust von fast 30 % der Rebfläche beträgt. Obwohl der Moselweinbau nur 0,1 Prozent des Weltweinbaus ausmacht ist unser Moselwein weltweit bekannt und gefragt. Damit könnte die Wein-Welt in Ordnung sein für die Moselwinzer. Sie ist es aber leider nicht. Nach wie vor geben vor allem Nebenerwerbswinzer und die ältere Generation den Weinbau auf und die Brachflächen wachsen. Dass es auch anders geht, haben eine ganze Anzahl qualitätsbewusster und innovativer Winzer und Weinhändler bewiesen. Mit neuen Konzepten in Sortiment, Rebsortenauswahl und Vermarktung wurden wirtschaftlich gesündere Betriebe geschaffen und auch wieder neue Weinberge angelegt. Leider konnte damit die Ausweitung der Brachflächen, vor allem in den arbeitsintensiven Steillagen, nur verlangsamt, nicht jedoch aufgehalten werden. Für Ulrich Stein ist der Riesling aus der Steillage das Alleinstellungsmerkmal weltweit.


Riesling wird in vielen Regionen angebaut. Aber nirgends gibt es so ideale klimatische und geologische Voraussetzungen für den Riesling wie an der Mosel. Viele Betriebe haben dies erkannt und den Riesling-Anbau in den Steillagen intensiviert.
Dies lohnt sich allerdings nur, wenn ein angemessener Lohn für die mühsame Arbeit in der Steillage gezahlt wird. Für Ulrich Stein ist deshalb ein Preis ab Keller für die Flasche Riesling aus der Steillage von 5 Euro die absolute Untergrenze. Nicht jeder Winzer hat die Möglichkeit der optimalen Vermarktung. Deshalb bieten erfolgreiche Weingüter Kooperationen an und kaufen Trauben zu höheren Preisen auf. Der Winzer kann sich auf die Arbeit im Weinberg konzentrieren, überlässt den Weinausbau und die Vermarktung den Spezialisten und erzielt einen Ertrag der ganz erheblich über dem des „freien Marktes“ liegt. Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Referenten ist, dass Winzer und Winzerinnen allgemein mehr Mut und Selbstbewusstsein entwickeln und mehr zu ihrem Produkt stehen müssen, um den Kunden von der Qualität und dem dafür angemessenen Preis zu überzeugen. Weiterhin sollten private Zimmervermieter, Wirte und andere Gewerbetreibende die Bedeutung der Steillagen für ihre eigene Existenz höher einschätzen und dies auch entsprechend leben und kommunizieren.
Die Mosel kann nur mit Qualität „punkten“. Deshalb hat sich ein Kreis aktiver und absolut qualitäts-orientierter Winzer zusammen geschlossen um bei der Europäischen Union ein dem Qualitätsstreben der Mosel angepasstes Weinrecht durchzusetzen. Es gibt im Rahmen
der neuen EU-Weinmarktordnung die Möglichkeit, auch regionale Regelungen zu erarbeiten und einzuführen. Ein erfolgreiches Gespräch beim rheinland-pfälzischen Weinbauminister Hering hat bereits stattgefunden und Unterstützung ist zugesagt. Der nächste Schritt ist, eine „Mosel-Regelung“ endgültig zu erarbeiten und in Brüssel vorzulegen. Das Konzept sieht „eine Profilierung durch Herausstellen von Orts- und Lagenweinen“ nach dem Grundsatz: Je enger die Herkunft, umso höher die Anforderungen an das Produkt, vor.
Die in diesem Sinne erarbeitete „Qualitäts-Pyramide“ umfasst – den „Gebietswein Mosel“ mit einen Hektarertrag bis 125/hl ha aus den in der Landesvorordnung genehmigten Rebsorten.
– den „Ortswein“, z.B. „Bremmer“ mit einem Hektarertrag bis 100 hl/ha und der Rebsortenliste, die derzeit für den „Classic“ zugelassen ist.
– den „Lagenwein“, z.B. Bremmer Calmont“ mit bis 80 hl/ha Höchstertrag, mindestens 75° Oechsle und ausschließlich für die Rebsorte Riesling.

Damit soll aus dem „Massenanbaugebiet Mosel“ einen „Qualitätsweingebiet Mosel“ werden
und eine gesunde wirtschaftliche Basis mit wieder zunehmender Rebfläche in der Steillage geschaffen werden.

Die 2.000-jährige Weinkultur an der Mosel hat es verdient, gegen Dornen verteidigt zu werden.

 

Ein Bericht von
Gerhard Schommers
Vorstandsmitglied Regionalverband Cochem-Zell

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