Regionalverband Köln

Der Regionalverband Köln ist die mitgliederstärkste regionale Untergliederung des Rheinisches Vereins. Zu seinem betreuten Gebiet zählen die Städte Köln, Bergisch Gladbach und Leverkusen sowie der Rheinisch-Bergische und Oberbergische Kreis. Das Themenspektrum des Regionalverbands ist breit gefächert: Es reicht von der Sanierung römischer Stadtmauerreste bis hin zur Unterschutzstellung von Kaufhausfassaden aus den 1960er-Jahren.

Köln. © klaes-images, Holger Klaes

Aktuelles
Aktuelle Projekte
Sgraffiti-Projekt

Die Bezeichnung Sgraffiti stammt aus dem Italienischen und bedeutet (heraus-)kratzen. Es handelt sich um reliefartige, bunte Kratzputzbilder.

Sie haben nichts mit Graffitis, den modernen und oft illegalen Sprühbildern der Straßenkunst, gemein. In dem Projekt werden seit 2018 Sgraffito des gesamten Vereinsgebietes systematisch erfasst und erforscht.

Sgraffiti kamen im Italien des späten Mittelalters auf. Anfangs bediente man sich der Sgraffitokunst, um Steinfassaden und Quader an Fassaden nachzuahmen und bediente sich später einfacher geometrischer Muster sowie Blumen- bzw. Rankengebilden. Als ältestes erhaltenes Sgraffito gilt eine Arbeit an der Casa Davanzati in der Via Porta Rossa in Florenz aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.
In Deutschland entstanden besonders in der Nachkriegszeit, begünstigt durch zahlreiche „Kunst am Bau“-Förderprogramme, viele dieser bunten Bilder an und in öffentlichen Gebäuden. Sie finden sich auch als preiswertes dekoratives und haltbares, weil wetterbeständiges Gestaltungselement an eher schlichten Wohnbauten. Hierbei werden verschieden eingefärbte Putzschichten übereinander aufgetragen, wobei die dunkelste Schicht zuunterst liegt. Man kratzt dann die Elemente unterschiedlich tief durch die Schichten aus dem noch feuchten Putz heraus, so dass ein buntes, reliefartiges Gesamtbild entsteht.

Einzelhandel und Handwerker nutzten die Sgraffiti als attraktive Werbung für ihr Geschäft. In den späten 1950er- und 1960er-Jahren entstanden zunehmend abstrakte, auch großflächige geometrische Darstellungen, etwa an Siedlungsbauten. Sie stehen meist nicht unter Denkmalschutz. Oftmals fehlt auch das Verständnis für diese „Volkskunst“ aus der Nachkriegszeit, so dass man sie unbedacht mit modernen Werbeschildern überklebt, übermalt oder direkt davor Feuertreppen und Schornsteine anbringt. Durch die heute verstärkt durchgeführten Fassadendämmungen verschwinden die bunten Bilder zunehmend hinter Styroporplatten.

2018 begann RVDL-Mitglied Dipl.-Geograf Alexander Hess mit der Erfassung vorhandener sowie nicht mehr sichtbarer oder zerstörter Kratzputze im Kölner Regionalverband. 2019 wurde das Projekt auf den gesamten Rheinischen Verein ausgedehnt. Im gleichen Jahr ließ die Greven-Stiftung die bis dahin bekannt gewordenen Sgraffiti in Köln fotografieren.

Erfassung
Ende 2022 gab es 114 Städte im Vereinsgebiet – im Rheinland (NRW), in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und den Niederlanden (Euregio) – mit mindestens einem Sgraffito. Mit 160 Sgraffiti an etwa 100 Gebäuden hat Köln die meisten bislang erfassten Kratzputze. Es folgen Koblenz mit 83 Sgraffiti an 64 Gebäuden, Brühl mit 27, Wuppertal mit 27, Bergisch Gladbach mit 26, Troisdorf mit 13 und Bonn mit 10 Sgraffiti.

Das älteste Sgraffito stammt aus dem Jahr 1869 und befindet sich in Köln, das jüngste ist aus diesem Jahrhundert. Nur wenige der erhaltenen Sgraffiti entstanden im Kaiserreich bis 1918 oder in der Zwischenkriegszeit. Die meisten Objekte sind aus den 1950er- und 1960er-Jahren.

Motive
Unterschiedliche Motive zieren die gestalteten Wände: lokale Persönlichkeiten („Orgels Palm“ in Köln) oder stadtgeschichtliche Begebenheiten an öffentlichen Gebäuden. Bei Wohnbauten reicht das Repertoire von der typisch „idyllischen“ Szene der Nachkriegszeit (z.B. Rehe im Feld) über die familiäre Szenerie, den Sport treibenden und arbeitenden Menschen (teils großflächige Darstellungen von Gebäude errichtenden Handwerkern), abstrakte oder geometrische Motive bis hin zu Motivgruppen wie den Tierkreiszeichen.

Spielende Kinder zieren oft Schulen und Kindergärten. Handwerksbetriebe verwendeten zu Werbezwecken Innungssymbole wie Brezeln (Bäckereien), Stierköpfe (Fleischerhandwerk) oder Schrauben und Werkzeug (Eisenwarenhandel). An Kirchen, Pfarrgebäuden und Krankenhäusern finden sich bevorzugt die Patronatsheiligen und seit den 1950er-Jahren auch Kreuzwegstationen in Sgraffitotechnik. Allerdings waren die Kreuzwegdarstellungen von Ludwig Schaffraths in St. Paulus, Bonn-Tannenbusch, zu ihrer Entstehungszeit nicht unumstritten.

Künstler
Die Zuordnung der Werke zu einem bestimmten Künstler erweist sich vielfach als schwierig. Häufig sind die Objekte nicht signiert. Wurden jedoch Namenskürzel angebracht, so lassen sich hieraus heute nur selten Verbindungen zu bestimmten Personen herstellen. Vielversprechend sind dann tiefergehende Recherchen in Stadt- und Zeitungsarchiven, in architektonischen Schriften und heimatkundlicher Literatur- oder aber zufällige literarische Funde sowie Mitteilungen.

Zu den nachgewiesenen Künstlern zählen unter anderem Otto H. Gerster (1907–1981), Herbert Bienhaus (1906-1960), Ernst Wille (1916–2005), Hubert Schuffenhauer (1920-2004), Richard Seewald (1889–1976), Prof. Anton Wolff (1911–1980) im Köln, für den Rhein-Sieg-Kreis Ulrich Bliese (1917-2008), in Brühl Gerd Hoffschulz (1920-2004), Diet Plaetzer (1892-1958) in Wuppertal und Leverkusen-Opladen, Philipp Dott (1912-1970) für Koblenz und das Rhein-Mosel-Gebiet, Karl Kirfel (1919–1984) im Ahrtal sowie Anneliese und Josef Breuer in Bergisch Gladbach. Weitere bekannte Künstler sind Karl Heiduck, Ludwig Schaffrath, Helmut Plönes, Hans Slavos, Heribert Reul, Arnold Matzdorf, Sepp Semar, Arnold Mrziglod und Franziska Plate-Gies.

Die Listen der bekannten Sgraffiti sollen nach Städten sortiert im Laufe des Jahres 2023 als PDF-Datei zum Herunterladen veröffentlicht werden. Ausgewählte Beispiele werden auch in dem Internet-Kulturportal KuLaDig zu finden sein. Ziel ist es, den großen Zwischenbericht mit Katalog und Registerteil hier allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Selbstredend werden auch weiterhin Führungen oder Vorträge zum Thema Sgraffiti angeboten.

Wenn Sie von bestehenden oder verlorenen Sgraffiti wissen, bitten wir um eine Nachricht mit Bild, Standort sowie Beschreibung von Größe und Zustand, damit wir diese Sgraffiti in die Sammlung aufnehmen können.

Sgraffito an St. Maria im Kapitol. © KuLaDig, Sebastian Löder

Sgraffito an St. Maria im Kapitol. © KuLaDig, Sebastian Löder

Sgraffiti kamen im Italien des späten Mittelalters auf. Anfangs bediente man sich der Sgraffitokunst, um Steinfassaden und Quader an Fassaden nachzuahmen und bediente sich später einfacher geometrischer Muster sowie Blumen- bzw. Rankengebilden. Als ältestes erhaltenes Sgraffito gilt eine Arbeit an der Casa Davanzati in der Via Porta Rossa in Florenz aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.
In Deutschland entstanden besonders in der Nachkriegszeit, begünstigt durch zahlreiche „Kunst am Bau“-Förderprogramme, viele dieser bunten Bilder an und in öffentlichen Gebäuden. Sie finden sich auch als preiswertes dekoratives und haltbares, weil wetterbeständiges Gestaltungselement an eher schlichten Wohnbauten. Hierbei werden verschieden eingefärbte Putzschichten übereinander aufgetragen, wobei die dunkelste Schicht zuunterst liegt. Man kratzt dann die Elemente unterschiedlich tief durch die Schichten aus dem noch feuchten Putz heraus, so dass ein buntes, reliefartiges Gesamtbild entsteht.

Einzelhandel und Handwerker nutzten die Sgraffiti als attraktive Werbung für ihr Geschäft. In den späten 1950er- und 1960er-Jahren entstanden zunehmend abstrakte, auch großflächige geometrische Darstellungen, etwa an Siedlungsbauten. Sie stehen meist nicht unter Denkmalschutz. Oftmals fehlt auch das Verständnis für diese „Volkskunst“ aus der Nachkriegszeit, so dass man sie unbedacht mit modernen Werbeschildern überklebt, übermalt oder direkt davor Feuertreppen und Schornsteine anbringt. Durch die heute verstärkt durchgeführten Fassadendämmungen verschwinden die bunten Bilder zunehmend hinter Styroporplatten.

2018 begann RVDL-Mitglied Dipl.-Geograf Alexander Hess mit der Erfassung vorhandener sowie nicht mehr sichtbarer oder zerstörter Kratzputze im Kölner Regionalverband. 2019 wurde das Projekt auf den gesamten Rheinischen Verein ausgedehnt. Im gleichen Jahr ließ die Greven-Stiftung die bis dahin bekannt gewordenen Sgraffiti in Köln fotografieren.

Erfassung
Ende 2022 gab es 114 Städte im Vereinsgebiet – im Rheinland (NRW), in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und den Niederlanden (Euregio) – mit mindestens einem Sgraffito. Mit 160 Sgraffiti an etwa 100 Gebäuden hat Köln die meisten bislang erfassten Kratzputze. Es folgen Koblenz mit 83 Sgraffiti an 64 Gebäuden, Brühl mit 27, Wuppertal mit 27, Bergisch Gladbach mit 26, Troisdorf mit 13 und Bonn mit 10 Sgraffiti.

Das älteste Sgraffito stammt aus dem Jahr 1869 und befindet sich in Köln, das jüngste ist aus diesem Jahrhundert. Nur wenige der erhaltenen Sgraffiti entstanden im Kaiserreich bis 1918 oder in der Zwischenkriegszeit. Die meisten Objekte sind aus den 1950er- und 1960er-Jahren.

Motive
Unterschiedliche Motive zieren die gestalteten Wände: lokale Persönlichkeiten („Orgels Palm“ in Köln) oder stadtgeschichtliche Begebenheiten an öffentlichen Gebäuden. Bei Wohnbauten reicht das Repertoire von der typisch „idyllischen“ Szene der Nachkriegszeit (z.B. Rehe im Feld) über die familiäre Szenerie, den Sport treibenden und arbeitenden Menschen (teils großflächige Darstellungen von Gebäude errichtenden Handwerkern), abstrakte oder geometrische Motive bis hin zu Motivgruppen wie den Tierkreiszeichen.

Spielende Kinder zieren oft Schulen und Kindergärten. Handwerksbetriebe verwendeten zu Werbezwecken Innungssymbole wie Brezeln (Bäckereien), Stierköpfe (Fleischerhandwerk) oder Schrauben und Werkzeug (Eisenwarenhandel). An Kirchen, Pfarrgebäuden und Krankenhäusern finden sich bevorzugt die Patronatsheiligen und seit den 1950er-Jahren auch Kreuzwegstationen in Sgraffitotechnik. Allerdings waren die Kreuzwegdarstellungen von Ludwig Schaffraths in St. Paulus, Bonn-Tannenbusch, zu ihrer Entstehungszeit nicht unumstritten.

Künstler
Die Zuordnung der Werke zu einem bestimmten Künstler erweist sich vielfach als schwierig. Häufig sind die Objekte nicht signiert. Wurden jedoch Namenskürzel angebracht, so lassen sich hieraus heute nur selten Verbindungen zu bestimmten Personen herstellen. Vielversprechend sind dann tiefergehende Recherchen in Stadt- und Zeitungsarchiven, in architektonischen Schriften und heimatkundlicher Literatur- oder aber zufällige literarische Funde sowie Mitteilungen.

Zu den nachgewiesenen Künstlern zählen unter anderem Otto H. Gerster (1907–1981), Herbert Bienhaus (1906-1960), Ernst Wille (1916–2005), Hubert Schuffenhauer (1920-2004), Richard Seewald (1889–1976), Prof. Anton Wolff (1911–1980) im Köln, für den Rhein-Sieg-Kreis Ulrich Bliese (1917-2008), in Brühl Gerd Hoffschulz (1920-2004), Diet Plaetzer (1892-1958) in Wuppertal und Leverkusen-Opladen, Philipp Dott (1912-1970) für Koblenz und das Rhein-Mosel-Gebiet, Karl Kirfel (1919–1984) im Ahrtal sowie Anneliese und Josef Breuer in Bergisch Gladbach. Weitere bekannte Künstler sind Karl Heiduck, Ludwig Schaffrath, Helmut Plönes, Hans Slavos, Heribert Reul, Arnold Matzdorf, Sepp Semar, Arnold Mrziglod und Franziska Plate-Gies.

Die Listen der bekannten Sgraffiti sollen nach Städten sortiert im Laufe des Jahres 2023 als PDF-Datei zum Herunterladen veröffentlicht werden. Ausgewählte Beispiele werden auch in dem Internet-Kulturportal KuLaDig zu finden sein. Ziel ist es, den großen Zwischenbericht mit Katalog und Registerteil hier allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Selbstredend werden auch weiterhin Führungen oder Vorträge zum Thema Sgraffiti angeboten.

Wenn Sie von bestehenden oder verlorenen Sgraffiti wissen, bitten wir um eine Nachricht mit Bild, Standort sowie Beschreibung von Größe und Zustand, damit wir diese Sgraffiti in die Sammlung aufnehmen können.

Projektverantwortlicher:
Dipl.-Geograf Alexander Hess
sgraffitoprojekt@gmx.de

Denkmal des Monats
Grabdenkmäler auf Melaten
November 2022

Im klassischen Friedhofsmonat November stellt der Arbeitskreis traditionell ein Grabmal vor. In diesem Jahr laden wir Sie zu einem kleinen Friedhofsrundgang zu drei verschiedenen Grabdenkmälern unterschiedlicher Epochen ein.

Im Fokus stehen eine Familiengrabstätte mit 10 großen Liegeplatten (Herstatt/Stein), ein sich in Patenschaft befindliches Grab der wilhelminischen Ära an der „Millionenallee“ (Fischer) und ein Grabmal der Reformkunst aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg am westlichen Nord-Süd-Hauptweg (Bleienheuft). Alle drei Grabmäler stehen unter Denkmalschutz und befinden sich seit langem in einem desolaten oder sanierungsbedürftigen Zustand. Mit seiner Aktion möchte der Rheinische Verein für die Instandsetzung und Pflege der Gräber plädieren und das Interesse an Grabpatenschaften wecken.

Gräber auf Melaten. © LVR, Jürgen Gregori

Gräber auf Melaten. © LVR, Jürgen Gregori

Im Fokus stehen eine Familiengrabstätte mit 10 großen Liegeplatten (Herstatt/Stein), ein sich in Patenschaft befindliches Grab der wilhelminischen Ära an der „Millionenallee“ (Fischer) und ein Grabmal der Reformkunst aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg am westlichen Nord-Süd-Hauptweg (Bleienheuft). Alle drei Grabmäler stehen unter Denkmalschutz und befinden sich seit langem in einem desolaten oder sanierungsbedürftigen Zustand. Mit seiner Aktion möchte der Rheinische Verein für die Instandsetzung und Pflege der Gräber plädieren und das Interesse an Grabpatenschaften wecken.

Schifffahrtsbrunnen in Köln-Mülheim
Juli 2022

Anstelle der aufgegebenen Eisenbahntrasse der Bergisch-Märkischen und der Köln-Mindener-Eisenbahn plante die damals unabhängige Stadt Mülheim am Rhein zu Beginn des 20.

Jahrhunderts eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende Prachtstraße, die die Altstadt und das neue Mülheim verbinden sollte.

Aufgrund der topographischen Gegebenheiten war diese historisch in zwei Teilen konzipiert: als Clevischer Ring im Norden und als östlich versetzt anschließender Bergischer Ring im Süden.

Im Frühjahr 1913, wurde nach den Plänen des Mülheimer Gartenbauinspektors Johann Vincentz der Clevische Ring als Pracht-Boulevard fertiggestellt. Der breite Mittelstreifen war als Schmuck- und Gartenanlage gestaltet. Als krönenden Abschluss zur Buchheimer Straße hin wurde im Juni 1913 zunächst der Schifffahrtsbrunnen und dann an der Ecke Wolfstraße, der heutigen Keupstraße, der Handelsbrunnen aufgestellt.

Auf Wunsch der Spender fand keine Enthüllungsfeier statt. Das Brunnenpaar wurde von dem damals 29-jährigen Bildhauer und Bühnenbildner Hans Wildermann (1884–1954) geschaffen.

Beide Brunnen zeigen in der Mitte eines ca. sechs Meter breiten Podestes eine allegorische, überlebensgroße Figur aus Bronze. Bei dem Schifffahrtsbrunnen ist es eine Frauenfigur, die in der linken Hand einen Anker hält und die Schifffahrt symbolisiert, bei dem Handelsbrunnen war es Gott Merkur, der seine linke Hand auf eine Kabeltrommel legt und den Handel bzw. die Industrie symbolisiert. Die beiden Hauptfiguren aus Bronze wurden von zwei liegenden Pferden mit Reitern eingerahmt. Die Reiter stützten mit ihren gesenkten Köpfen und mit beiden erhobenen Armen eine Muschelschale. Aus beiden Seiten der Muschelschalen floss das Wasser in die halbkreisförmigen Brunnenbecken vor und hinter dem Podest. Die beiden Pferde sind sogenannte Hippokampen, also Mischwesen, vorne Pferd und hinten Fisch. Hippokampen sind Wesen aus der griechisch-römischen Mythologie. Die Idee zu diesen beiden Brunnen stammte von Mülheimer Oberbürgermeister Bernhard Clostermann. Beide Brunnen sind bis auf die zentrale Figur identisch. Bronze war damals sehr teuer und stellte daher eine hohe Wertschätzung für den Brunnen dar. Die Gesamtkosten betrugen für beide Brunnen insgesamt 20.000 Mark (heutiger Wert ca. 115.000 Euro). Der Handelsbrunnen wurde von Felten & Guilleaume Carlswerk AG mit 5000 Mark gesponsert, der Schifffahrtsbrunnen vermutlich von den Farbwerken Franz Rasquin AG, der Rest wurde vom Mülheimer Verschönerungsverein gestiftet. 1928 wurde der Schifffahrtsbrunnen wegen des Baus der ersten Mülheimer Hängebrücke demontiert und kam in ein Depot im Fort X am Neusser Wall. Im gleichen Jahr wurde die Stammtischgesellschaft „Nie gehässig“ gegründet. Die Figuren des Handelsbrunnen wurde vermutlich 1943 durch einen Luftangriff beschädigt und wurden dann im offenen Volksparklager zwischengelagert. Der weitere Verbleib ist ungeklärt, vielleicht wurden die Bronzefiguren eingeschmolzen. Das Brunnenbecken blieb erst mal erhalten. Der Heimatforscher und Vorsitzender der Bürgervereinigung Köln-Mülheim 1951 e.V, Bernhard Kempkes (1935–2015), setzte sich dafür ein, den seit 1980 unter Denkmalschutz stehenden Schifffahrtbrunnen, wieder in Mülheim aufzustellen. Im März 1982 wurde die Brunnenskulptur auf dem Wiener Platz an der Stelle des heutigen Bezirksrathauses auf einem niedrigeren und einfacheren Sockel ohne Wasserbecken und ohne Muschelschalen aufgestellt. Auf Initiative Kempkes übertrug man im gleichen Jahr der Stammtischgesellschaft „Nie gehässig“ die Patenschaft. Anlässlich des 5. Brunnenfestes 1986 ließ die Bürgervereinigung Köln-Mülheim 1951 e.V. die noch fehlenden Muschelschalen rekonstruieren und den Brunnen vervollständigen. Seitdem haben die Brunnenfiguren wieder ihr originales Aussehen von 1913, leider jedoch ohne Funktion als Brunnen. Beim Bau des heutigen Bezirksrathauses wurde der Brunnen an den Rand des Stadthallen-Parkplatzes verschoben und erhielt 1998 seinen heutigen Standort. Im Jahr 2011 wurden beide Muschelschalen gestohlen und 2014 erneut ersetzt. Auch waren in den letzten Jahren öfters Vandalismusschäden zu beklagen (2017, 2021). Der Schifffahrtsbrunnen ist – in Köln der einzige Brunnen mit Hippokampen (sogar ein Hippokampen-Paar) – in Köln einer der ganz wenigen Jugendstilbrunnen – eine Erinnerung an die große Zeit der Verschönerung in Mülheim am Rhein (1910 bis 1914) – der einzige Brunnen von Hans Wildermann – das einzige Brunnenpaar gewesen (in anderen Städten, wie z.B. Dresden, gibt es viele Brunnenpaare) – ein Denkmal für den einst wichtigen, und damals rasant wachsenden, Wirtschaftszweig Schifffahrt der Stadt Mülheim am Rhein Damit der Schifffahrtsbrunnen nach 94 (!) Jahren bald wieder sprudeln kann, setzen sich der Arbeitskreis „Denkmal des Monats“, wie auch der Rheinische Verein, in Bezug auf den Schifffahrtsbrunnen für einen angemessenen neuen Standort in Köln-Mülheim, etwa den Bahnhofsvorplatz, sowie die denkmalgerechte Restaurierung der beschädigten rechten und linken Reiterskulptur und der beiden Muschelschalen ein. Auch die Rekonstruktion des historischen Sockels, an Stelle des heutigen provisorischen Betonpodestes, mit dem dazugehörigen Brunnenbecken ist für einen funktionierenden Brunnen unbedingt erforderlich. Mülheim galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als die Stadt der Brunnen, wovon noch heute der 2017 restaurierte Genovevabrunnen (1914) am nördlichen Clevischen Ring und der Märchenbrunnen (1914) am Rande des Mülheimer Stadtgartens zur Freude der Bevölkerung zeugen. Der Schifffahrtsbrunnen würde das Brunnentrio komplettieren.

Schifffahrtsbrunnen in Mülheim. © wikimedia commons, Willy Horsch

Schifffahrtsbrunnen in Mülheim. © wikimedia commons, Willy Horsch

Aufgrund der topographischen Gegebenheiten war diese historisch in zwei Teilen konzipiert: als Clevischer Ring im Norden und als östlich versetzt anschließender Bergischer Ring im Süden.

Im Frühjahr 1913, wurde nach den Plänen des Mülheimer Gartenbauinspektors Johann Vincentz der Clevische Ring als Pracht-Boulevard fertiggestellt. Der breite Mittelstreifen war als Schmuck- und Gartenanlage gestaltet. Als krönenden Abschluss zur Buchheimer Straße hin wurde im Juni 1913 zunächst der Schifffahrtsbrunnen und dann an der Ecke Wolfstraße, der heutigen Keupstraße, der Handelsbrunnen aufgestellt.

Auf Wunsch der Spender fand keine Enthüllungsfeier statt. Das Brunnenpaar wurde von dem damals 29-jährigen Bildhauer und Bühnenbildner Hans Wildermann (1884–1954) geschaffen.

Beide Brunnen zeigen in der Mitte eines ca. sechs Meter breiten Podestes eine allegorische, überlebensgroße Figur aus Bronze. Bei dem Schifffahrtsbrunnen ist es eine Frauenfigur, die in der linken Hand einen Anker hält und die Schifffahrt symbolisiert, bei dem Handelsbrunnen war es Gott Merkur, der seine linke Hand auf eine Kabeltrommel legt und den Handel bzw. die Industrie symbolisiert. Die beiden Hauptfiguren aus Bronze wurden von zwei liegenden Pferden mit Reitern eingerahmt. Die Reiter stützten mit ihren gesenkten Köpfen und mit beiden erhobenen Armen eine Muschelschale. Aus beiden Seiten der Muschelschalen floss das Wasser in die halbkreisförmigen Brunnenbecken vor und hinter dem Podest. Die beiden Pferde sind sogenannte Hippokampen, also Mischwesen, vorne Pferd und hinten Fisch. Hippokampen sind Wesen aus der griechisch-römischen Mythologie. Die Idee zu diesen beiden Brunnen stammte von Mülheimer Oberbürgermeister Bernhard Clostermann. Beide Brunnen sind bis auf die zentrale Figur identisch. Bronze war damals sehr teuer und stellte daher eine hohe Wertschätzung für den Brunnen dar. Die Gesamtkosten betrugen für beide Brunnen insgesamt 20.000 Mark (heutiger Wert ca. 115.000 Euro). Der Handelsbrunnen wurde von Felten & Guilleaume Carlswerk AG mit 5000 Mark gesponsert, der Schifffahrtsbrunnen vermutlich von den Farbwerken Franz Rasquin AG, der Rest wurde vom Mülheimer Verschönerungsverein gestiftet. 1928 wurde der Schifffahrtsbrunnen wegen des Baus der ersten Mülheimer Hängebrücke demontiert und kam in ein Depot im Fort X am Neusser Wall. Im gleichen Jahr wurde die Stammtischgesellschaft „Nie gehässig“ gegründet. Die Figuren des Handelsbrunnen wurde vermutlich 1943 durch einen Luftangriff beschädigt und wurden dann im offenen Volksparklager zwischengelagert. Der weitere Verbleib ist ungeklärt, vielleicht wurden die Bronzefiguren eingeschmolzen. Das Brunnenbecken blieb erst mal erhalten. Der Heimatforscher und Vorsitzender der Bürgervereinigung Köln-Mülheim 1951 e.V, Bernhard Kempkes (1935–2015), setzte sich dafür ein, den seit 1980 unter Denkmalschutz stehenden Schifffahrtbrunnen, wieder in Mülheim aufzustellen. Im März 1982 wurde die Brunnenskulptur auf dem Wiener Platz an der Stelle des heutigen Bezirksrathauses auf einem niedrigeren und einfacheren Sockel ohne Wasserbecken und ohne Muschelschalen aufgestellt. Auf Initiative Kempkes übertrug man im gleichen Jahr der Stammtischgesellschaft „Nie gehässig“ die Patenschaft. Anlässlich des 5. Brunnenfestes 1986 ließ die Bürgervereinigung Köln-Mülheim 1951 e.V. die noch fehlenden Muschelschalen rekonstruieren und den Brunnen vervollständigen. Seitdem haben die Brunnenfiguren wieder ihr originales Aussehen von 1913, leider jedoch ohne Funktion als Brunnen. Beim Bau des heutigen Bezirksrathauses wurde der Brunnen an den Rand des Stadthallen-Parkplatzes verschoben und erhielt 1998 seinen heutigen Standort. Im Jahr 2011 wurden beide Muschelschalen gestohlen und 2014 erneut ersetzt. Auch waren in den letzten Jahren öfters Vandalismusschäden zu beklagen (2017, 2021). Der Schifffahrtsbrunnen ist – in Köln der einzige Brunnen mit Hippokampen (sogar ein Hippokampen-Paar) – in Köln einer der ganz wenigen Jugendstilbrunnen – eine Erinnerung an die große Zeit der Verschönerung in Mülheim am Rhein (1910 bis 1914) – der einzige Brunnen von Hans Wildermann – das einzige Brunnenpaar gewesen (in anderen Städten, wie z.B. Dresden, gibt es viele Brunnenpaare) – ein Denkmal für den einst wichtigen, und damals rasant wachsenden, Wirtschaftszweig Schifffahrt der Stadt Mülheim am Rhein Damit der Schifffahrtsbrunnen nach 94 (!) Jahren bald wieder sprudeln kann, setzen sich der Arbeitskreis „Denkmal des Monats“, wie auch der Rheinische Verein, in Bezug auf den Schifffahrtsbrunnen für einen angemessenen neuen Standort in Köln-Mülheim, etwa den Bahnhofsvorplatz, sowie die denkmalgerechte Restaurierung der beschädigten rechten und linken Reiterskulptur und der beiden Muschelschalen ein. Auch die Rekonstruktion des historischen Sockels, an Stelle des heutigen provisorischen Betonpodestes, mit dem dazugehörigen Brunnenbecken ist für einen funktionierenden Brunnen unbedingt erforderlich. Mülheim galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als die Stadt der Brunnen, wovon noch heute der 2017 restaurierte Genovevabrunnen (1914) am nördlichen Clevischen Ring und der Märchenbrunnen (1914) am Rande des Mülheimer Stadtgartens zur Freude der Bevölkerung zeugen. Der Schifffahrtsbrunnen würde das Brunnentrio komplettieren.

Die Hauptverwaltung von RWE-Power in Köln Junkersdorf
April 2022

In dem Verwaltungsgebäude von RWE-Power an der Dürener Straße vereinigen sich – wie bei vielen anderen Denkmalen – Bedeutungsaspekte verschiedener Herkunft.

Industrie- und Stadtgeschichte spielen eine wichtige Rolle. Die anspruchsvolle Architektur ist nicht nur ästhetisch reizvoll, sondern veranschaulicht auch die anderen historischen Bezüge.

Seit Jahrhunderten war Köln mit dem Braunkohlenbergbau eng verbunden. „Köllnisch Umbra“ oder „Kölnische Erde“ waren seit dem 17. Jahrhundert Bezeichnungen für einen Brennstoff, der erst im 19./20. Jahrhundert an Bedeutung gewann. Zeitweise sprach man für den länglichen Streifen der Bergbaubetriebe zwischen Brühl und Grevenbroich vom „Kölner Revier“. Erst durch die Erfolgsgeschichte der westlichen Unternehmen bei Eschweiler und Inden bürgerte sich die Bezeichnung Rheinisches Revier ein.

Gemäß der im Ergebnis weiträumigen Verteilung der Bergwerke und Veredelungsbetriebe bildeten sich auch mehrere Verwaltungssitze heraus. Denkmalwerte Bauten in Brühl und Eschweiler zeugen davon. Weitere Bergbauverwaltungen wie in Horrem und Grevenbroich dagegen sind nicht erhalten. Mit dem auch die Braunkohle seit 1900 bestimmenden Konzentrationsprozess bildete sich die Rheinische AG für Braunkohlenindustrie und Brikettfabrikation, die spätere Rheinbraun heraus. Verwaltungssitz wurden 1908 Häuser an der Herwarthstraße in der Nähe des Stadtgartens. Bis 1922 blieb man dort und bezog dann einen neuen, von dem Architekten Heinrich Müller-Erkelenz errichteten Bau am repräsentativen damaligen Kaiser-Friedrich-Ufer (heute Konrad-Adenauer-Ufer). Das Gebäude ist erhalten und steht – auch mit seiner bemerkenswerten Ausstattung (Treppenhaus und Sitzungssaal) – unter Denkmalschutz.

In den 1920er und 1950er Jahren etablierte sich Köln als Verwaltungszentrum des rheinischen Braunkohlenbergbaus. An der Ecke Mittelstraße / Apostelnkloster entstand 1922-23 das Verwaltungsgebäude des Rheinischen Braunkohlen-Syndikats nach Entwurf von Martin Elsässer. Es wurde 1954-55 erweitert mit einer damals modernen Betonrasterfassade durch Theodor Kelter und füllt seither die ganze Nordseite des schönen kleinen Platzes vor St. Aposteln. Aus den 1950er Jahren stammt auch das Verwaltungsgebäude der Brühler Knappschaft auf der spitzwinkligen Ecke Werder-/Kamekestraße unweit des Kaiser-Wilhelm-Rings. Es wurde 1951-52 errichtet von Kurt Wrede.

Die Rheinbraun verließ im Jahre 1981 ihren Unternehmenssitz am Kölner Konrad-Adenauer-Ufer und verlagerte ihn an den westlichen Stadtrand in Richtung der Braunkohleabbau-Gebiete. Dort, in Junkersdorf in Nähe der Dürener Straße, besaß man bereits den traditionsreichen Stüttgenhof, der weiter als Pachtbetrieb in Funktion blieb, sowie in seiner Umgebung ein umfangreiches, damals landwirtschaftlich genutztes Gelände. Braunkohlenbetriebe hatten schon im 19. Jahrhundert bis nahe an Köln heranreichende Abbaurechte erworben und daraufhin auch Grundstücke, die diesen Abbau möglich machen sollten, aufgekauft. Der Äußere Grüngürtel war von Konrad Adenauer unter anderem auch eine Abwehrmaßnahme gegen den auf Köln zuwandernden Bergbau gedacht.

Der neue Standort zeichnete sich aus durch die Nähe zu Autobahn und Fernstraßen, verfügte aber auch über einen Anschluss an die Stadtbahnlinie 7 Köln-Frechen, die frühere Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn. Auf dieser traditionsreichen Trasse fahren bis heute zusätzlich zum ÖPNV beladene Kohlenzüge Richtung Niehler Hafen; von dort transportiert die HGK-Linie oft auch Autos oder andere Güter Richtung Frechen zurück.

Die Verlagerung von Unternehmenszentralen an den Stadtrand, von vielen Mitarbeitern seinerzeit eher bedauert, ist in Köln selten zu beobachten; vergleichbar etwa der Umzug des Verlags DuMont-Schauberg mit der Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers nach Köln-Niehl (auf eine Industriebrache) oder der damaligen Colonia-Versicherung nach Köln-Holweide. Die mehrfach diskutierte Auslagerung des Westdeutschen Rundfunks aus der Innenstadt nach Köln-Bocklemünd wurde dagegen nicht realisiert. Der Neubau entsprach dem Bedarf des Unternehmens an zusätzlichen Büroflächen in Form der damals bevorzugten Großraumbüros, konnte eine für das Unternehmen verfügbares Gelände nutzen und entsprach einer damals in der Stadtplanung stark propagierten Tendenz zur Verlagerung von arbeitsplatzintensiven Verwaltungen an den Stadtrand, um die Verkehrsbelastung der Innenstädte zu verringern und der nur geringen Mitwirkung dieser Nutzungen nach Büroschluss nachmittags und abends in der Woche und an Wochenenden.
Mit dem Bau der neuen Zentrale wurde die renommierte Düsseldorfer Architekturfirma HPP – Hentrich, Petschnigg und Partner – betraut; er begann 1975/76 und konnte 1981 abgeschlossen werden. Eingebettet in ein neu gestaltetes Parkgelände, ehemaliges Ackerland, das jetzt den Kölner Grüngürtel aus den 1920er Jahren in zeitgenössischen Formen erweiterte, entstand hier ein Gebäude, das Vorstand, Verwaltungsabteilungen sowie Registratur und Sozialräume enthält. Der Grundriss des Komplexes gliedert sich in vier gleichartige Segmente polygonaler Struktur, die kreuzförmig einen auf die Spitze gestellten quadratischen Innenhof umgeben. Dieser ist von außen nicht einsehbar und somit ästhetisch nur in der Grundrissfigur, funktional natürlich auch für Klima und Belichtung der Büroräume relevant.

An der Südwestecke ist ein durch Fortsetzung des Erdgeschosses über dem hier freiliegenden Sockelgeschoss ausladender, ebenfalls polygonaler, eingeschossiger Kantinenbau angegliedert.

In seiner Gesamtform bildet der Bau von außen gesehen ein blockhaft wirkendes, in Flachdächern endendes Karree, das durch die wechselnden Höhen der Segmente und die abgeschrägten Ecken eine lebendigen Umrissfigur besitzt. Die für seine Entstehungszeit typische Tablarstruktur des Betonskelettbaus lässt sich an den Fassaden ablesen: Mit dunkelbraun eloxierten Metallpaneelen verkleidete Balkon-Brüstungen verlaufen vor den tiefliegenden durchgehenden Fensterflächen und betonen so die dominierenden Horizontalen des Tablarbaus. Die Begehbarkeit der Balkone wird durch Gitterroste gewährleistet. Die Fensterverglasung selbst besteht nach außen aus verspiegeltem Sonnenschutzglas.

Die kastellartige Gesamtform mit ihrem eher liegenden Charakter wird rhythmisiert und konterkariert durch vorspringende, durch helle Quarzitverkleidung auch farblich abgesetzte Versorgungs- und Treppentürme. Diese flankieren als kräftige Vertikalakzente jeweils eine Gebäudeseite und passen sich den verschiedenen Gebäudehöhen der Segmente an.

Der schon erwähnte Binnenhof ist mit einem Wasserbecken gefüllt; seine Grundform wiederholt als Quadrat mit abgefasten Ecken die Form des Gesamtbaus, ist jedoch um eine Achteldrehung versetzt bzw. in die Diagonale verschoben. Nach Südosten ist das Erdgeschoss hier offengelassen und bildet eine überdachte Terrasse.

Der Verzicht auf eine das Gelände weiträumig einfassender Umzäunung und somit auf die Einlasskontrolle vermittelt den Eindruck eines plastisch-skulptural in die offene Landschaft gesetzten Solitärs. Durch den Übergang vom Wald zur Wiesenzone erscheint die den historischen Grüngürtel motivisch und funktional fortsetzende Umgebung äußerst vielfältig. Wenige Pflanzungen wie Einzelbäume und Strauchgruppen mindern die Wucht des Großbaus und verstärken den Eindruck einer harmonischen Landschaftsgestaltung.

Mitarbeiter und Gäste gelangen auf das Gelände zu Fuß oder mit dem Auto; für dessen Unterbringung sind westlich des Stüttgenwegs ausgedehnte Parkplätze angelegt; hier befindet sich auch die unternehmenseigene Kita. Der Haupteingang wird abgesehen von der Ausrichtung nach Nordwesten zum Stüttgenweg nur durch ein weit über die Vorfahrt auskragendes Vordach gekennzeichnet. Die Vorfahrt und der östlich anschließende, abgesenkte Besucherparkplatz zitieren die Grundform des Baus. Als freistehende Skulptur auf einer Wiesenfläche ist im Eingangsbereich die schlanke Figur der Heiligen Barbara (Schutzpatronin u.a. auch des Bergbaus) von Arno Breker aufgestellt, die sich ursprünglich an der Fassade des Rheinischen Braunkohlensyndikats am Apostelnkloster in Köln befand.

Die Rheinbraun-Verwaltung in Köln ist heute Sitz der RWE-Tochter RWE Power (zweiter Unternehmenssitz: Essen), die für die Verwaltung der Tagebaue und Kraftwerke im Rheinischen Braunkohlerevier zuständig ist. 2003 ging die RWE Rheinbraun in der RWE Power auf. Die RWE AG, an der zahlreiche Kommunen beteiligt sind, gehört als Dax-Unternehmen zu den bedeutendsten deutschen Großunternehmen.

Die kastellartige Grundform des Gesamtbaus sticht ästhetisch durch die konsequente Tablarstruktur hervor, deren dominante Horizontalwirkung durch die Vertikalakzente der vier Versorgungstürme ein Gegengewicht erhält. Der bewusst inszenierte Farbwechsel zwischen den bräunlichen Brüstungsbändern der umlaufenden Balkone, den farblich verwandten, jedoch spiegelnden und leicht verschatteten Fensterbändern einerseits sowie den hellen Quarzit-Blöcken der vier Versorgungstürme andererseits wird unterstrichen durch die Zuordnung der beiden genannten Farbfelder zu den Horizontalpartien beziehungsweise den Vertikalakzenten des Bauwerks.

Inwieweit die Dominanz von „Braun“ in der Fassadenstruktur mehr als eine zeittypische Farbwahl darstellt, also u.U. hier symbolisch für „Braunkohle“ steht, wäre zu untersuchen. Auszuschließen ist diese semantische Perspektive m.E. nicht.
Dem Bauwerk kommt mit seiner stadt- und industriegeschichtlichen Bedeutung sowie architekturgeschichtlich mit seiner Gesamt- wie Detailgestaltung, besonders aber auch infolge seiner harmonischen Einbettung in die damals bewusst künstlerisch geprägte Parklandschaft ein hoher Denkmalwert zu. Aus heutiger Sicht besticht der weitgehend erhaltene originale Zustand der Gesamtanlage.

Hauptverwaltung RWE-Power. © LVR, Alexander Kierdorf

Hauptverwaltung RWE-Power. © LVR, Alexander Kierdorf

Seit Jahrhunderten war Köln mit dem Braunkohlenbergbau eng verbunden. „Köllnisch Umbra“ oder „Kölnische Erde“ waren seit dem 17. Jahrhundert Bezeichnungen für einen Brennstoff, der erst im 19./20. Jahrhundert an Bedeutung gewann. Zeitweise sprach man für den länglichen Streifen der Bergbaubetriebe zwischen Brühl und Grevenbroich vom „Kölner Revier“. Erst durch die Erfolgsgeschichte der westlichen Unternehmen bei Eschweiler und Inden bürgerte sich die Bezeichnung Rheinisches Revier ein.

Gemäß der im Ergebnis weiträumigen Verteilung der Bergwerke und Veredelungsbetriebe bildeten sich auch mehrere Verwaltungssitze heraus. Denkmalwerte Bauten in Brühl und Eschweiler zeugen davon. Weitere Bergbauverwaltungen wie in Horrem und Grevenbroich dagegen sind nicht erhalten. Mit dem auch die Braunkohle seit 1900 bestimmenden Konzentrationsprozess bildete sich die Rheinische AG für Braunkohlenindustrie und Brikettfabrikation, die spätere Rheinbraun heraus. Verwaltungssitz wurden 1908 Häuser an der Herwarthstraße in der Nähe des Stadtgartens. Bis 1922 blieb man dort und bezog dann einen neuen, von dem Architekten Heinrich Müller-Erkelenz errichteten Bau am repräsentativen damaligen Kaiser-Friedrich-Ufer (heute Konrad-Adenauer-Ufer). Das Gebäude ist erhalten und steht – auch mit seiner bemerkenswerten Ausstattung (Treppenhaus und Sitzungssaal) – unter Denkmalschutz.

In den 1920er und 1950er Jahren etablierte sich Köln als Verwaltungszentrum des rheinischen Braunkohlenbergbaus. An der Ecke Mittelstraße / Apostelnkloster entstand 1922-23 das Verwaltungsgebäude des Rheinischen Braunkohlen-Syndikats nach Entwurf von Martin Elsässer. Es wurde 1954-55 erweitert mit einer damals modernen Betonrasterfassade durch Theodor Kelter und füllt seither die ganze Nordseite des schönen kleinen Platzes vor St. Aposteln. Aus den 1950er Jahren stammt auch das Verwaltungsgebäude der Brühler Knappschaft auf der spitzwinkligen Ecke Werder-/Kamekestraße unweit des Kaiser-Wilhelm-Rings. Es wurde 1951-52 errichtet von Kurt Wrede.

Die Rheinbraun verließ im Jahre 1981 ihren Unternehmenssitz am Kölner Konrad-Adenauer-Ufer und verlagerte ihn an den westlichen Stadtrand in Richtung der Braunkohleabbau-Gebiete. Dort, in Junkersdorf in Nähe der Dürener Straße, besaß man bereits den traditionsreichen Stüttgenhof, der weiter als Pachtbetrieb in Funktion blieb, sowie in seiner Umgebung ein umfangreiches, damals landwirtschaftlich genutztes Gelände. Braunkohlenbetriebe hatten schon im 19. Jahrhundert bis nahe an Köln heranreichende Abbaurechte erworben und daraufhin auch Grundstücke, die diesen Abbau möglich machen sollten, aufgekauft. Der Äußere Grüngürtel war von Konrad Adenauer unter anderem auch eine Abwehrmaßnahme gegen den auf Köln zuwandernden Bergbau gedacht.

Der neue Standort zeichnete sich aus durch die Nähe zu Autobahn und Fernstraßen, verfügte aber auch über einen Anschluss an die Stadtbahnlinie 7 Köln-Frechen, die frühere Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn. Auf dieser traditionsreichen Trasse fahren bis heute zusätzlich zum ÖPNV beladene Kohlenzüge Richtung Niehler Hafen; von dort transportiert die HGK-Linie oft auch Autos oder andere Güter Richtung Frechen zurück.

Die Verlagerung von Unternehmenszentralen an den Stadtrand, von vielen Mitarbeitern seinerzeit eher bedauert, ist in Köln selten zu beobachten; vergleichbar etwa der Umzug des Verlags DuMont-Schauberg mit der Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers nach Köln-Niehl (auf eine Industriebrache) oder der damaligen Colonia-Versicherung nach Köln-Holweide. Die mehrfach diskutierte Auslagerung des Westdeutschen Rundfunks aus der Innenstadt nach Köln-Bocklemünd wurde dagegen nicht realisiert. Der Neubau entsprach dem Bedarf des Unternehmens an zusätzlichen Büroflächen in Form der damals bevorzugten Großraumbüros, konnte eine für das Unternehmen verfügbares Gelände nutzen und entsprach einer damals in der Stadtplanung stark propagierten Tendenz zur Verlagerung von arbeitsplatzintensiven Verwaltungen an den Stadtrand, um die Verkehrsbelastung der Innenstädte zu verringern und der nur geringen Mitwirkung dieser Nutzungen nach Büroschluss nachmittags und abends in der Woche und an Wochenenden.
Mit dem Bau der neuen Zentrale wurde die renommierte Düsseldorfer Architekturfirma HPP – Hentrich, Petschnigg und Partner – betraut; er begann 1975/76 und konnte 1981 abgeschlossen werden. Eingebettet in ein neu gestaltetes Parkgelände, ehemaliges Ackerland, das jetzt den Kölner Grüngürtel aus den 1920er Jahren in zeitgenössischen Formen erweiterte, entstand hier ein Gebäude, das Vorstand, Verwaltungsabteilungen sowie Registratur und Sozialräume enthält. Der Grundriss des Komplexes gliedert sich in vier gleichartige Segmente polygonaler Struktur, die kreuzförmig einen auf die Spitze gestellten quadratischen Innenhof umgeben. Dieser ist von außen nicht einsehbar und somit ästhetisch nur in der Grundrissfigur, funktional natürlich auch für Klima und Belichtung der Büroräume relevant.

An der Südwestecke ist ein durch Fortsetzung des Erdgeschosses über dem hier freiliegenden Sockelgeschoss ausladender, ebenfalls polygonaler, eingeschossiger Kantinenbau angegliedert.

In seiner Gesamtform bildet der Bau von außen gesehen ein blockhaft wirkendes, in Flachdächern endendes Karree, das durch die wechselnden Höhen der Segmente und die abgeschrägten Ecken eine lebendigen Umrissfigur besitzt. Die für seine Entstehungszeit typische Tablarstruktur des Betonskelettbaus lässt sich an den Fassaden ablesen: Mit dunkelbraun eloxierten Metallpaneelen verkleidete Balkon-Brüstungen verlaufen vor den tiefliegenden durchgehenden Fensterflächen und betonen so die dominierenden Horizontalen des Tablarbaus. Die Begehbarkeit der Balkone wird durch Gitterroste gewährleistet. Die Fensterverglasung selbst besteht nach außen aus verspiegeltem Sonnenschutzglas.

Die kastellartige Gesamtform mit ihrem eher liegenden Charakter wird rhythmisiert und konterkariert durch vorspringende, durch helle Quarzitverkleidung auch farblich abgesetzte Versorgungs- und Treppentürme. Diese flankieren als kräftige Vertikalakzente jeweils eine Gebäudeseite und passen sich den verschiedenen Gebäudehöhen der Segmente an.

Der schon erwähnte Binnenhof ist mit einem Wasserbecken gefüllt; seine Grundform wiederholt als Quadrat mit abgefasten Ecken die Form des Gesamtbaus, ist jedoch um eine Achteldrehung versetzt bzw. in die Diagonale verschoben. Nach Südosten ist das Erdgeschoss hier offengelassen und bildet eine überdachte Terrasse.

Der Verzicht auf eine das Gelände weiträumig einfassender Umzäunung und somit auf die Einlasskontrolle vermittelt den Eindruck eines plastisch-skulptural in die offene Landschaft gesetzten Solitärs. Durch den Übergang vom Wald zur Wiesenzone erscheint die den historischen Grüngürtel motivisch und funktional fortsetzende Umgebung äußerst vielfältig. Wenige Pflanzungen wie Einzelbäume und Strauchgruppen mindern die Wucht des Großbaus und verstärken den Eindruck einer harmonischen Landschaftsgestaltung.

Mitarbeiter und Gäste gelangen auf das Gelände zu Fuß oder mit dem Auto; für dessen Unterbringung sind westlich des Stüttgenwegs ausgedehnte Parkplätze angelegt; hier befindet sich auch die unternehmenseigene Kita. Der Haupteingang wird abgesehen von der Ausrichtung nach Nordwesten zum Stüttgenweg nur durch ein weit über die Vorfahrt auskragendes Vordach gekennzeichnet. Die Vorfahrt und der östlich anschließende, abgesenkte Besucherparkplatz zitieren die Grundform des Baus. Als freistehende Skulptur auf einer Wiesenfläche ist im Eingangsbereich die schlanke Figur der Heiligen Barbara (Schutzpatronin u.a. auch des Bergbaus) von Arno Breker aufgestellt, die sich ursprünglich an der Fassade des Rheinischen Braunkohlensyndikats am Apostelnkloster in Köln befand.

Die Rheinbraun-Verwaltung in Köln ist heute Sitz der RWE-Tochter RWE Power (zweiter Unternehmenssitz: Essen), die für die Verwaltung der Tagebaue und Kraftwerke im Rheinischen Braunkohlerevier zuständig ist. 2003 ging die RWE Rheinbraun in der RWE Power auf. Die RWE AG, an der zahlreiche Kommunen beteiligt sind, gehört als Dax-Unternehmen zu den bedeutendsten deutschen Großunternehmen.

Die kastellartige Grundform des Gesamtbaus sticht ästhetisch durch die konsequente Tablarstruktur hervor, deren dominante Horizontalwirkung durch die Vertikalakzente der vier Versorgungstürme ein Gegengewicht erhält. Der bewusst inszenierte Farbwechsel zwischen den bräunlichen Brüstungsbändern der umlaufenden Balkone, den farblich verwandten, jedoch spiegelnden und leicht verschatteten Fensterbändern einerseits sowie den hellen Quarzit-Blöcken der vier Versorgungstürme andererseits wird unterstrichen durch die Zuordnung der beiden genannten Farbfelder zu den Horizontalpartien beziehungsweise den Vertikalakzenten des Bauwerks.

Inwieweit die Dominanz von „Braun“ in der Fassadenstruktur mehr als eine zeittypische Farbwahl darstellt, also u.U. hier symbolisch für „Braunkohle“ steht, wäre zu untersuchen. Auszuschließen ist diese semantische Perspektive m.E. nicht.
Dem Bauwerk kommt mit seiner stadt- und industriegeschichtlichen Bedeutung sowie architekturgeschichtlich mit seiner Gesamt- wie Detailgestaltung, besonders aber auch infolge seiner harmonischen Einbettung in die damals bewusst künstlerisch geprägte Parklandschaft ein hoher Denkmalwert zu. Aus heutiger Sicht besticht der weitgehend erhaltene originale Zustand der Gesamtanlage.

Veranstaltungen
Alter Deutzer Friedhof. Kreuzigunsggruppe
Denkmal des Monats November 2023: Alter Deutzer Friedhof
Denkmal des Monats November 2023: Alter Deutzer Friedhof
28. Nov
15:30
Köln-Deutz
Stellungnahmen/Resolution
Vorstand

Vorsitzender
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Stellvertretende Vorsitzende
Dipl.-Geogr. Alexander Hess
Ipek Krutsch
Martin Lehrer M.A.

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Dr. Gottfried Stracke
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Ehrenvorsitzende
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Schatzmeister

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